Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Daz holz verwandelt das fiur in sich niht, mer: das fiur verwandelt daz holz in sich. Also werden wir in got verwandelt“ (Pf. 65: 206, 14 ff)”®). Das Beispiel von Feuer und Holz führt in diesem Zusammenhang noch ein anderes Relationsschema herein, das ebenfalls allgemein logische Bedeutung hat: das von superior inferior.) Das Höhere nimmt das Niedere in sich herein und unterwirft es seinem Gesetz wie das Nichts ins Sein hereingenommen wird und darin erst existent wird’”). Die transformacio ist also nicht im ontologischen Sinn einer Verwandlung, sondern im logischen Sinn einer Bestimmung verstanden. Daher ist der ontologische Ausdruck der Vereinigung durch den logischen Terminus der Einheit berichtist und ersetzt°*). Die Einheit ist die des Vaters mit dem Sohn. Das Ich ist nunmehr auch autonom geworden, seine bloß passive Haltung ist gewandelt zu einem reinen Wirken. Das bloße Gott-leiden ist also zunächst ebenso wie das schweigende Hören lediglich ein Abwehrbegriff gegen die Gefahr einer Vermischung mit dem Kreatürlichen. Gott allein ist das Höhere, das allein wirken und gelten soll, er ist das Sein, außerhalb dessen es nur das Nichts gibt. Dem Sein gegenüber muß alles schweigen und leiden oder, wie es im Motiv der Abzeschiedenheit heißt: Alles muß sein Wesen verlieren’*), damit Gott allein und einzig wesen kann. Das bloße Nichts wird in Gott hereingenommen, es wird überformt mit Gott und wird da mit Gott wesenseins. So ist im Motiv des Gott-leidens die Seele in Gott hereingenommen und lebt aus Gott und in Gott und Gottes Wesen ist ihr Wesen’). Diese Immanenz der Seele in Gott, die zunächst als Sicherungsbegriff gegen die Kreatürlichkeit gilt, wird von Eckhart ergänzt und somit berichtigt durch die korrelative Immanenz

80) ef. Pf. 2:15, 34Hf.

2a Br N 155, 37; 94:505,29: Stant up z. 45; BgTr. 27,52; 29, 17.

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°®) Eckhartzitat bei Eckehart von Gründig (bei Pahnke, Eckhartstudien p. 56): ... meister Eckhart ... sprikt aldus: waer twe dine vereenicht sulen werden, daer moet hem dat een halden in enen luteren liden ende dat ander in enen luteren werken Fxempel: sal een holt een werden mitten für, soe mut dat holt ledig sin sonder all werken; soe wort vereenigt vuer ende holt, want vuer altijd werket. Want in got ist een vernuftig werk, daer om is dat sin eygen, dat sin wesen is sin werk. Waer nun een ledig geest ist, die beroevet is alre werken, di mach liden dat vernuftige werk gads. Ende aldus en wort niet vereniget die geest mit gade, meer: aldus wort hi een mit gade. Ende aldus wort die soen van den vader geboren in der zielen.

22) 7P}.219262129,75°52350 JE

585) Pf, 23:96, 17.

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