Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

durch die korrelative Immanenz des Wirkens°”) und ferner durch die Immanenz des Wesens Gottes in der Seele ergänzt und vertieft, und zwar läßt sich dieser Übergang in sehr charakteristischer Form an eben dem Motiv des Wirkens selber aufweisen. Das Wirken Gottes in uns, so sagt Eckhart, geschehe nicht so, daß ich nur gleichsam das Werkzeug für die Wirkkraft Gottes sei, sondern ich habe Besitzrecht an Gott (eigenschaft) als an meinem Eigentum und wirke selber mit ihm als einem allein mir zugehörigen Werkzeug“). Diese Wesensimmanenz Gottes in der Seele, die zugleich die volle Autonomie des Ich bedeutet, steht denn auch in einigen theologisch-systematisch sehr bedeutsamen Predigten neben und zugleich über dem bloßen Wirken Gottes in der Seele’). Über die Wesensimmanenz wird unten eingehender gesprochen werden.

Das 2. traditionelle Motiv der Immanenz Gottes in der Seele beruht auf der These von der Immanenz des Erkannten im Erkennenden. Da durch Erkenntnis und Liebe das vernünftige Geschöpf in seinem Wirken Gott berühre, so sagt der Heilige Thomas, müsse man sagen, daß Gott nicht nur in ihm sei, sondern in ihm wohne wie in seinem Tempel; dazu bedarf es aber der Gnade’*”). An zwei Stellen in den vorliegenden Texten benutzt Ec&hart ausdrücklich dieses Immanenzmotiv ohne freilich die Gnade darın zu erwähnen (Pf. S4: 269,57 ff und Den. 587, 20 f) und bildet es in der Weise konsequent fort, daß er Gott sowohl als Erkannten wie als Erkennenden der Seele immanent sein läßt, so daß die Selbsterkenntnis Gottes in der Seele statthat und die Seele selbst als Glied in diesen Erkenntnisprozeß hereingezogen wird: „primus intellectus et intelligibile primum, Deus, sub specie et formis sapientie ad intelleectum sapientis pertinent” (Den. 537, 20, cf. Pf. 84: 272,5 ff).

Beide traditionellen Motive werden von Eckhart bis zur totalen Wesensimmanenz Gottes in der Seele fortgebildet. Die Bestim-

558) []J] 571,10: in manu Dei dieuniur esse iusti, quia Deus operatur per ipsos et in ipsis et ipsi operantur per Deum et in Deo... iustus in manu Dei est, quia operatur cum Deo et Deus cum ipso ...

IV 281,16: ... illa opera omnia et sola que Deus in nobis operatur, et nos in illo et propter illum ... viva sunt.

500) Pf. 41:158,27: wir haben ein eigenschaft an gote, damite wir würken mügen als mit unser eigener sele, niht also, daz ich würke unt er näch schüre, mere: daz ich mite würke alse mit minem gezowede, daz min ist und daz in mir ist.

591) Pf, 56: 179,56 (Wesensimmanenz: 180,39): 66: 208,7 (Wesensimma-

n-

nenz: 207,4 u. 207, 55,39): 107: 553,55 (Wesensimmanenz: 348,28). 5220 51h, 1243533

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