Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

mung der Totalität ist wiederum besonders charakteristisch: „ .. ir tragent doh alle wärheit weselich in iu“ (Pf. 15: 67,18). „Dar umb ist got in der sel mit aller siner gotheit” (Pf. 85: = I 151, 11)°®). Neben diesen exakten und differenzierten Gedanken stehen eine ganze Anzahl weniger scharfer Formulierungen über die Wesensimmanenz Gottes in der Seele’).

Ich wies bereits darauf hin und es wurde auch an dem Problem der Sohnesgeburt deutlich, daß die Immanenz zunächst ein Kampfbesriff ist gegen die Transcendenz Gottes. Die bloße Wirkimmanenz vollendete Eckhart zur Wesensimmanenz durch den Gedanken, daß Gott unser Figentum sei (Pf. 41: 158,27). Dies Motiv hat Eckhart in einer Anzahl sehr bedeutsamer Predigten ausgeführt”) und damit die völlige Autonomie des Ich begründet: „War umbe gänt ir üz? war umbe blibent ir niht in iu selben unde grifent in iwer eigen guot? ir tragent doch alle wärheit weselich in iu“ (Pf. 15: 67, 17 ffj°®). Der in einigen Predigten noch vorhandene Gedanke, daß Gott über uns sei’”), muß nunmehr der Bestimmung der Gleichheit und Nebenordnung weichen: Die Seele ist bei Gott und steht auf gleicher Stufe der Würdigkeit mit ihm”). Selbst das Gabeverhältnis wird nicht mehr bestimmt als ein solches vom Höheren zum Niederen, sondern als ein Geben im selben Wesen”). In anderem Zusammenhang wiesen wir schon darauf hin, daß Eckhart die Kluft zwischen Gott und Ich von beiden transcendenten Polen her abbaut durch eine Enthöhung Gottes und eine Erhöhung des Ich, damit beide auf derselben Ebene im selben Wesen polar korrelativ gebunden werden. Dadurch wird sowohl die Gefahr einer würdelosen Entthronung Gottes wie der anmaßenden Überheblichkeit des Ich gebannt. eine Gefahr, die als Reaktion gegen die absolute Transcendenz Gottes in Zeiten religiöser Krise für Gott und Ich sich notwendig ergeben muß: „Stürzt Gott nicht, aber enthöht ihn zum Innen, damit wir erhöht werden. Was oben war, das ist nun innen: .du salt geinniget werden inde van dich selber in dich selber dat hey in dir sy“. Wir sollen nichts nehmen von einem über uns, sondern

583) Pf. 8: 44,25 ff., 45,14: 56: 180, 39; 85: = I 155,2.

sea) Pf, 27: 102,15; 36: 123,34 f.; 58: 186,1 fl.; 66: 207,5 ff.; 69: 220,55, 221,24: 75:250, 56; 94:506,20 u. a.

505) 37:198,16; 47: 158, 54—159,4: 55:178,51;: 65:206,1ff.: 66:209, 24; 86: 278,14; 90: 298,25; Stant up z. 120, Homo nob. z. 50.

586) 1:8,575.; 2:12,50: 40:155,29; 47:158,58; 58:186, 40—187,5: 65: 206,1 ff.: Stant up z. 100 ff.

507) 55:178,55; 90: 296, 28.

588) Pf. 65:204, 28 ff, 29FE.; 84:271, 55.

50», Pf. 94: 306,3 ff.: Stant up z. 105 ff,

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