Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

„wir solent in ons nemen van ons in ons seluer“ (Stant up z. 96ff). Aus dieser prägnanten Form der Gottesimmanenz im Ich folgert Ec&hart die absolute Gleichgewichtigkeit beider Korrelationsglieder in der These von der Korrelativität der Geburt: Es genüst dem Ich nicht, von Gott geboren zu sein, es will selber Vater sein und den hervorbringen, von dem es selbst geboren wurde (Stant up z. 111 ff).

DielmmanenzdesIchinGott.

Wie die Transcendenz Gottes und damit die Kluft zwischen Gott und Ich durch den Gedanken der Immanenz Gottes in der Seele beseitigt und durch eine polare Spannung in der Einheit des Wesens ersetzt wird, so kommt Eckhart bei gerade entgegengesetztem Ausgangspunkt zu demselben Ergebnis: in dem Gedanken der Immanenz des Ic in Gott. Der spekulative Hintergrund hierfür ist das logische Schema von Sein und Nichts. Die Transcendenz Gottes wird scheinbar dadurch noch verschärft und nun erst eigentlich absolut gesetzt, da das Ich als reines Nichts bestimmt wird. Aber diese absolute Transcendenz ist zugleich der Ansatzpunkt zum Vollzug einer totalen Immanenz. Das kreatürliche Ic ist zwar durch die Abscheidung, den Tod zum reinen Nichts geworden; aber nun erst wird der Mensch durch Teilhabe am „Wesen“ zu einem „ens“ als Korrelationsglied zu Gott, das zugleich dem „Wesen“, Gott immanent ist: „Gotes eigenschaft ist wesen... . wesen ist ein erster name... . Allez unser leben solte ein wesen sin. Als verre unser leben ein wesen ist, also verre ist ezin gote“ (Pf. 82: 263,7 ff). In der Predigt Pf. 58 gründet die Immanenz der Seele in Gott auf dem logischen Schema superior — inferior: Das Niedere ist d. i. es existiert nur im Oberen (cf. ib. 150, 1 ff). In Pf. 65: 197,17 und 198, 1 ff knüpft E&hart an an das Immanenzmotiv im Johannesevangelium: Manete in me (Joh. XV, 4). Neben diesen Motiven tritt ferner der Gedanke auf, daß die Seele die Kluft zwischen ihr und Gott überbrücken könne und in Gott hineinkomme durch Abscheidung und Demut”).

Auch die Scholastik kennt den Gedanken der Immanenz der Seele in Gott, aber mit dem fundamentalen Unterschied, daß diese Immanenz „nur“ die des Urbildes ist für das Abbild der kreatürlichen Seele’), welches Urbild ihr wiederum transcendent ist. Das Urbild ist „nur Idee“ im Geiste Gottes. Die Immanenz in

6°, Pf. 71 (2): 226,8 ff.; 76 (1): = Qu. 62,1 ff.; cf. 94: 506, 28; Den. 594, 22,

595,12 ff., 395, 22. e01) cf, Pf. 6: — Qu. 52,1 ff.

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