Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Gott ist für Eckhart aber erst der eigentliche Ausdruck der Realität, während die im scholastisch-ontologischen Sinn reale kreatürliche Existenz für ihn das reine Nichts ist. Die Scholastik fordert zwar Immanenz, aber eine analoge, ebenso wie sie die analoge Transcendenz lehrt; Eckhart dagegen vertritt die korrelative Immanenz und die polare Transcendenz, jenes ein Ausdruck der Ontologie, dieses der „Logik“.

Die korrelativelmmanenz.

Die scholastische Theologie vertritt beide Immanenzen: des Ich in Gott und Gottes im Ich, und beide sind aufeinander hingeordnet durch das Prinzip der Analogie. Aber ihre Immanenzen sind heterogener Art. Die Seele ist in Gott nach der Weise Gottes als Idee, Urbild. Gott ist in der Seele nach der Weise der Seele wie das Erkannte im Erkennenden durch die Hilfe der Gnade. Auf Grund seiner Lehre von der Wesenseinheit Gottes und der Seele ersetzt Eckhart die Heterogeneität durch Homogeneität. Dadurch wird der Dualismus von Immanenzen zur Polarität einer einzigen Immanenz. Die dual analogen Immanenzen werden zu einer korrelativ homogenen, in der die Wesenseinheit und die notwendige und totale polare Bindung zum Ausdruck kommt: „were got in mir unde w£re ich niht in gote, oder were ich in gote und got niht in mir, so were alles enzweien. Da aber got ist in mir und ich bin in gote, so bin ich niht snoeder unde got niht hoeher” (Pf. 12: 62,54). In der korrelativen Immanenz sind die Einzelimmanenzen erst zu ihrer Wesenserfüllung und exakten Bestimmung als polare Transcendenzen gelangt. Dies Motiv hat Eckhart dem Johannesevangelium und den Johannesbriefen entnommen“) und es in einer Anzahl systematisch sehr bedeutsamer Predigten ausgewertet für die Charakterisierung der Korrelation Gott — Ich. Wir waren bereits auf das korrelativ-immanente Wirken aufmerksam®®). Die höchste Form aber ist die korrelative Wesensimmanenz, die die Wirkimmanenz in sich einschließt“).

02) Joh. 10,38; 14,10, 11; 15,4—7: 17,21,25; I Joh. 5,24; 4, 15, 16.

sos) cf. III 571,10; IV 281,16.

s0%) Jundt Nr. 7: p. 257:.... der in mynne ist, der ist in got (und got) in ime. Der mich fragti wo got waer, so antwurte ich: er ist überall. Wer mich fragti wo die sele waeri die in mynne ist spraech ich: sy ist überall: won got mynnet und die sele die in mynne ist die ist in gotte und got ist in ir, und won got überall ist und si in got ist, so enist si ain und in gote und anderst nit: und wann got in ir ist so muosz die sele von not überal sin, wan

er in ir ist der überal ist. Gott ist überal in der sele und si ist

in ime überal: also ist got ain al und sy mit im ain al an al. Fortsetzung nachsıe Seitel

268