Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Der Begriff der korrelativen Immanenz hat eine doppelte Bedeutung. Er bezeichnet sowohl die Relation Gott — Kreatur wie die Korrelation Gott — Ih. Die Erörterung des Existenzbegriffs ergab jedoch eine charakteristische Unterscheidung: Für die Relation Gott — Kreatur gilt die korrelative Immanenz nur in dem uneigentlichen Sinn eines adesse, für die Korrelation Gott — Ich dagegen in der eigentümlichen Bedeutung des inesse (IV 586, Sf bis 5388). Die korrelative Immanenz der Relationsglieder hat ihrerseits wieder korrelativen Charakter, da sie sowohl für Gott wie für das Ich gilt: Gott — Welt ist korrelativ immanent wie Ich— Welt. Da Welt als existentgewordene Kreatürlichkeit das Mittel zwischen Gott und Ich ist, so kann man sagen, daß die Korrelativität der korrelativen Immanenzen der Relationsglieder Gott — Welt — Ich die systematische Vorbedingung und das Mittel ist zum Vollzug der eigentlich korrelativen Immanenz der Korrelationsglieder Gott— Ich, wie wir oben sagten, daß die korrelativen Relationen Gott — Welt, Ih— Welt die Vorbedingung und das vermittelnde systematische Glied seien zur Korrelation

Gott — Ic.

5.DerEinheitsbegriff.

Die korrelative Immanenz setzt die Wesenseinheit von Gott und Ich voraus, die ja auch allen Korrelationsformen zu Grunde lag. Der Zugang zu Gott ist nur möglich bei einer Gleichheit des Wesens. Darum muß es das Ziel alles religiösen Bemühens sein,

Jundt Nr. 9, p. 259: Got ist die minne und der in der mynne wonet der wonet in got und got in im. Got wonet in der sele mit allem dem das er ist und alle ereatur. Darumb wa die sele ist, da ist got, wan die sele ist in gote.

Jundt Nr. 10, p. 264: Die sel ist in got und got in ir. Der wasser taeti in ein vasz, so gieng das vasz umb das wasser, aber das wasser waer nit in dem vasze noch das vasz waere och nit in dem wasser: die sel ist als gar ain mit got, das ains än das ander nit mac verstanden werden. Man verstat die hitze wol än das fiur und die chin än der sune: aber got chan nit verstanden werden än die sele und die sel än got als gar ain sind si.

Zum Begriff der korrelativen Immanenz cf. Pf. 5: 51,26; 52: 15, 29; 8: 46, 14; 42:145,18: 39: 189, 7; 63:199, 26 ff., 38; 65: 204, 25; 75:230,56 u. 251,16; 74:255,2: 80:256,24; 83:—1I 153,25, 155,23; 92: 302,20; 94:506, 12: III 410,23: BgTr. 7,5.

Den. 595, 11, 19 ff.; 594, 22: 596, 3.

In den Reden der Unterscheidung ist der Gedanke der korrelativen Immanenz noch nicht betont ausgesprochen. Es sind beide Immanenzmotive vorhanden. Sie stehen nebeneinander, sind aber noch nicht zusammengezogen. a) Gott in der Seele: RdU 10,50; 10,3. b) die Seele in Gott: RdU 29,13; 45,7.

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