Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

diese Gleichheit zu erlangen. Eckhart knüpft auch hierbei an traditionelle Motive an, die er durch ein konsequentes Zu-Endedenken wiederum radikal umdeutet. Der konsequente Gedanke der Einheit mit Gott erwächst aus zwei Motiven, gegen die E&khart ihn im Laufe seiner inneren Entwicklung aufs schärfste abgrenzt: aus dem Begriff der Vereinigung und der Gleichheit.

Vereinigung.

Von der scholastischen Vereinigungslehre stehen bei Eckhart zwei Motive im Vordergrund: die Vereinigung durch Liebe und durch Erkenntnis, In jeder Vereinigung wird unterschieden die unio per essentiam und die unio per accidens®”). Die Liebeseinigung des Ich mit Gott in der Gnade der Adoption ist als nur akzidentell bestimmt, sie ist „secundum quandam (!) unionem affectualem““”). Diese Liebeseinigung kommt bei Eckhart zwar an einigen Stellen vor'”), die aber für sein Gesamtsystem nicht weiter belangvoll sind, abgesehen freilich von einem augustinischen Motiv, von dem aus nach dem Axiom: Liebe kommt aus der Gleichheit“ Ed<hart zurücschließt auf die Wesensgleicheit und nicht die bloß akzidentelle Einheit erst aus dem Affekt hervorgehen läßt“). Die Einheit folgt nicht erst aus der Liebe, sie liegt ihr schon zu Grunde und bedingt sie schon, und zwar kann das nur geschehen aus der Wesenseinheit®®). Dem entspricht es, wenn Eckhart in anderen Predigten die Liebeseinigung ausdrücklich als unzureichend ablehnt. Sie erzeuge nur eine Finheit des Wirkens, aber nicht des Wesens“). Wenn die Wesenseinheit für die Liebeseinigung schon vorausgesetzt wird, so ist das eigeniliche Problem der Vereinigung damit bereits vorweggenommen.

Eine ähnliche gedankliche Entwicklung scheint in dem Motiv der Einigung durch Erkenntnis vorzuliegen. Damit durch das Icdı eine Gotteserkenntnis vollzogen werden kann, muß es mit Gott selbst informiert werden, da nur das Gleiche das Gleiche erkennt. Die Informationsform ist nur eine unio per similitudinem und

05) 5. Th. I Ilae, 28,1c u. ad2,ad5.

%) S. Th. II, 50, 2e.

607) Pf. 35: — Qü. 45,3; 106: 344, 29,

605) Sp. 55,15: anima in mundo isto solum est amore. Nam ubi amat ibi est, qualia amat, talis est. Augustinus... .: terram amas, terra es; deum amas, quid dicam? Deus eris non audeo dicere ex me. Sceripturas audiamus: ego dixi: dii estis. (Ps. 82,6). cf. Pf. 20: 86,28. Parad. 109, 10( ff.

soo), Pf. 12: 62,18; 60:192,5ff.; 63:199,5; 88:285,25ff.; BgTr. 12,21 ff. cf. 72: 226, 51 ff.

810, Pf. 65: 206, 11: 72:227, 54; 100: 321, 35.

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