Die Donau
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DIE DONAU
25. Jan. 1936:
Aus aller Welt
Der abesslnische Heeresbericht anerkennt die erheblichen Verluste, schätzt aber jene der Italiener noch größer.
Ш Armee des Prinzen Desta vollkommen zerstreut.
Die vorrückende italienische Armee hat die Truppen des Prinzen Desta vollkommen zerstöbert. Der Nachschub der Italiener geht trotz der großen Terrainschwierigkeiten mustergültig vor sich, die Stimmung der Truppen verdient jeden Lob. Auf dem eroberten Gebiete verkehren schon Krastwagen, auch neue Flugplätze wurden errichtet.
Die ausländischen Berichterstatter erklären, daß sie ihre Berichte auf Grund eigener Erfahrungen und nicht nach den amtlichen Berichten geben.
Abesiinien will die Niederlage noch immer nicht anerkennen, nur teilt die Regierung mit, daß im Gebiete Godscham ein Aufstand gegen die Regierung war, der aber niedergeschlagen und die Anführer hingerichtet wurden. Der Hauptradelsführer Gnesses konnte sich noch rechtzeitig flüchten, er war ein Unterführer des Prinzen Jmru.
Ein katholischer Priester-Piiot
Der Bajaer katholische Geistliche Adam Mohah hat die Pilotenprüfung bestanden und ist somit der erste fliegende Priester in Ungarn.
Innere Mongolei selbständig
Im fernen Osten hat sich wieder ein wichtiger Vorfall ereignet. Die innere Mongolei hat sich von der Nankinger Regierung losgesagt und ist dadurch unter japanische Oberhoheit gekommen. Die Selbständigkeitserklärnng hat der Prinz Teh-Wang angemeldet, er war bisher Vorsitzender des unabhängigen Regterungsrates der inneren Mongolei. In seiner Proklamation an das Volk teilt er mit, daß er sich von jetzt ab als Staatsoberhaupt der inneren Mongolei betrachtet.
Der neue Herrscher hat mit Mandschukuo einen Vertrag geschlossen, laut welchem Mongolien von diesem Verbündeten mit Waffen versehen wird, wenn es von der Nankinger Negierung angegriffen werden sollte.
8amm!ung für die ausgewanderten Juden aus Deutschland
Unter der Führung des ehemaligen englischen Innenministers Sir Herbert Samuel reist eine Kommission nach Amerika, die dort Sammlungen für die Unterstützung der aus Deutschland auswandernden Juden unternimmt. Unter den Mitgliedern sind noch der frühere Lordmayor von London, Präsident der Syell Comp. Berftead, der Bankier De. Marx. Man hofft eine Summe von drei Millionen Pfund (ungefähr 750 Millionen Din.) zusammen zu bringen.
Volksabstimmung in
Deutschland
Nach einem Genfer Bericht ist die Nachricht verbreitet, daß Hitler im April eine Volksabstimmung anordnet, wobei folgende zwei Fragen beantwortet werden sollen:
1. Will das deutsche Volk Kolonien oder nicht?
2. Kann es das deutsche Volk mit seiner Ehre vereinbaren, daß Deutschland auch weiterhin in der Rhein-Zone kein Militär habe?
Im Völkerbundrat soll diese Nachricht die Jtalien-Abessinien-Frage ganz in den Hintergrund gedrückt haben. Man will wissen, daß die italienische Diplomatie die Erledigung des oftafrikanischen Konfliktes beschleunigt um die Stresafront zu festigen, noch bevor es in Deutschland zur Volksabstimmung kommt.
Vierlinge in Deutschland
Auch Deutschland hat nun seine Vierlinge. In dem Dorfe Küps in Koburg wurden dem Zimmermann namens Zimmerlein vier Mädchen geboren. Die Mutter ist 38 Jahre alt.
Zu ihrer Geburt wurden die Eltern vom Innenminister Dr. Frick beglückwünscht, als Taufpaten wollen sie den Kanzler Hitler wählen.
Die kleinen Vierlinge liegen in einer Wiege, die für ein Kind vorbereitet war. Der Vater erklärte, als er die Nachricht
gewußt? And jetzt bin ich an allem schuld?
„Alles könnte recht und gut sein, wenn du nicht so ein Starrkops wärest und endlich einmal gescheiter würdest.
„Oh, jetzt bin ich schon gescheit genug. Damals war ich noch ein dummes, hilfloses Kind, da habt, ihr mich in eine Ehe hineingesteckt, nach der ich nicht verlangt habe, mich „gut versorgt", wie ihr immer sagt. Jetzt wüht ich, was ich will, wie ich mir mein Leben einrichten sollt', aber jetzt ist es zu spät. Ihr habt mich um meine Freiheit, um mein Lebensglück betrogen und jetzt kommt ihr daher und sagt, ich bin an allem schuld?"
„So redest du mit deiner Mutter? Wieviel bittre Tränen soll ich noch deinetwegen weinen? Ist das der Dank dafür, daß ich dier's immer so gut gemeint Hab'? Immer und alles nur für dich getan Hab'? Hast nie gewußt, was du deinen Eltern zu verdanken hast und wirst 's auch nie mehr lernen. Aber so geht es nicht mehr weiter. Einmal muß doch alles heraus und weil es jetzt schon so weit ist, will ich dir gleich alles sagen I Weißt du nicht, was im ganzen Dorf von dir geredet wird? Dir steckt ja doch noch immer ein anderer im Kopf I Bist du denn noch ein rechtschaffenes, christliches Weib? Traust du dich noch unter ehrliche Leut zu gehn? Sollen wir uns alle noch vor Schand in die Erd' verkriechen . . . .?
Da fpang die junge Frau auf, ihr Gesicht brannte wie Feuer, aus ihren Augen loderte eine Flamme von Gram und Leidenschaft, ihre Stimme klang wie eine gesprun¬
gene Armenfeelenglocke.
„Ihr, ihr ... .! Seit ihr noch meine Mutter I Jst's euch nicht genug, daß ihr mir's Glück genommen habt, wollt ihr mir auch noch meine Ehre nehmen? Seid ihr gekommen mein Herz mir im lebendigen Leib zermartern ? Ach Gott, ihr seid blind und wißt nicht, was ihr niir getan habt' ..."
And bitter schluchzend, halb ohnmächtig fiel sie auf den Tisch zurück.
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Die Jahre strichen allmählich dahin und die Zeit lieh so manche tiefe Wunde vernarben. Mit der Zeit lernte 's Lenerl auch dann zu lachen und ein fröhliches Gesicht zu zeigen, wenn sich das Herz in Krämpfen wälzte. Auch der Bacher Sepp wurde wieder ein ordentlicher Mensch. Des Lenerls Mutter aber wurde mit den Jahren recht müde, gebrechlich und gebeugt. Das Gesicht ist faltig, die Haare sind grau, die Augen trüb geworden. Sie wohnte beim Lenerl in einem kleinen Zimmer, sah selten einen Besuch und ging nur wenig unter die Leute. Ihr Weg führte meistens in die Kirche und in den Friedhof hinaus. Letzther konnte sie kaum noch das Zimmer verlassen, ihre Hände zitterten, die Füße wollten sie kaum mehr tragen. Da suchte sie mal der Herr Pfarrer auf und sprach recht freundlich mit ihr.
„Nun, Großmutter, wie geht es denn?"
„Ach, wie soll es gehen. Hochwürdiger Herr. Man ist schon alt und kann sich nicht mehr helfen. And ... die alten Leut' sind ja immer im Weg."
„Aber warum denn? Ihr seid doch bei eurer Tochter!"
„Hei ja, Herr Geistlicher. Aber es ist halt so. Ihnen kann ich's ja sagen, wie es ist. Sehen Sie, ich bin da bei meiner Tochter und sie will mich nicht mehr, 's Esten stellt sie herein, sagt' aber kein Wort. Dann holt sie wieder alles hinaus, schaut mich aber gar nicht an. So wird einem der Bisten im Mund noch bitter, wenn man nie ein freundliches Wort dazu bekommt. Es wär' wohl am besten, wenn unser Herrgott mich bald holen tat’ —"
„Habt ihr nicht vielleicht 'mal eurer Tochter etwas angetan?"
„Nein, nein, Herr Geistlicher, niemals, gar nichts auf der Welt. Ich war immer gut mit ihr. Hab's ihr immer gut gemeint. Hab immer treu gesorgt für sie. And ich Hab' sie gut versorgt. Sie ist ja reich verheiratet, ihr Mann ist der erste Bauer im Dorf! War es wenigstens. And doch ist sie fo mit mir. So dankt sie mir, daß ich ihr alles getan Hab'. Oft weine ich den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch. Die Augen find mir schon ganz wund u. schwach geworden. Ja, Hochwürdiger Herr, ich bin schon ganz blind geworden vor lauter Weinen . . ."
Wieder rannen ihr die Tränen über das welke Gesicht. Aus den wunden, verweinten, verblendeten Augen. Der Pfarrer empfand tiefes Mitleid mit diesem armen alten Weib. Mit dieser armen blinden Mutter. _