Die Donau
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mast der Feste Windsor die britische Flagge wieder in Höhe, zum Zeichen, daß der neue König das Erbe des Vorgängers übernommen hat.
D«s Kiißkll ki Kirche int Reich
Bedauerliche Tatsachen — Neue Kundgebung der Bischöfe.
Wenngleich unsere einheimische deutsche Presse wenig darüber berichtet, kann es doch nicht mehr völlig unbekannt sein, welch schwerer Bedrängnis die Kath. Kirche im Reiche derzeit ausgesetzt ist. Wenn sich irgendein deutscher Katholik treffen sollte, der es bedauert, diese schmerzliche Angelegenheit hier erörtert zu finden, so wollen wir ihm versichern, daß wir es noch viel mehr bedauern, über diese Tatsachen berichten zu müssen. Wir müssen aber darüber berichten. Es wäre ein feiger Verrat an unseren deutschen Glaubensbrüdern im Reiche, die dortigen Vorgänge noch immer zu verschweigen und ein Unrecht an unseren Lesern, die das Recht haben aus ihrem Blatte die Wahrheit zu erfahren. Es kann nicht unsere Absicht sein, im Rahmen eines einzigen Artikels Entwicklung und Einzelheiten dieser tiefgehenden Auseinandersetzungen aufzuzeigen. Es sei nur kurz darauf hingewiesen, daß es in diesem Kampfe für die Kath. Kirche um das Ganze geht. Es sind im Reiche Kräfte am Werke, die nichts anderes Vorhaben, als das Ehristentum. in erster Reihe selbstverständlich das kath. Christentum zu verdrängen und durch eine heidnische „Weltanschauung" zu ersetzen. Daß die kath. Jugend im Mittelpunkte dieses Rmgeus steht, gereicht ihr gewiß zur Ehre. — Diesen verderblichen Bestrebungen wird von den derzeitigen Machthabern des Reiches vielfach Vorschub geleistet. Die kath. Tagespresse, die sich zur Wehr setzte, wurde durch behördliche Verbote einfach vernichtet, Tausende von kath. Angestellten brotlos gemacht. Priester, die pflichtgemäß ihre Gläubigen vor diesen Gefahren warnen, werden wegen „Verächtlichmachung" der Partei, oder der Parteifunktionäre in Haft gesetzt.
In Dortmund wurde der Pfarrer aus der Industriestadt Bochum vom Sondergerichtshofe zu 10 Wochen Kerker, oder 1.500 Rmark Geldstrafe verurteilt, weil er sich im Beichtstühle
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Aussenpolitische Rundschau
Erklärungen des Führers — Wahlen in Spanien — Aus der
V ölkerbundstadt
Bedeutsame Aeusserungen des Führers.
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler gewährte der Vertreterin des französischen Blattes „Paris Soire" eine längere Unterredung.
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Denn Könige sterben, aber ihre Völker leben weiter. ' —
geringschätzend über den Staat geäußert haben soll. Als einzige Belastungszeugin trat eine noch nicht vierzehnjährige Schülerin, die dem nationalsozialistischen Bund Deutscher Mädchen angehört, gegen ihren alten Pfarrer auf.
In Rottweil - Württemberg - hatte sich der kath. Pfarrverwalter zu verantworten, weil er nach der Anklage „in einer Predigt im Nov. 1934 die nationalsozialistische Presse angegriffen und außerdem in einer weiteren Predigt im Jänner 1935 über die religiösen Ideen in Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts" gesprochen und den Inhalt des Buches gründlich entstellt habe." Der Pfarrverwalter erklärte bei seiner Vernehmung, er st e h e für alles ein. Seine Warnung vor schlechten Presseerzeugnissen und die Kritik der religiösen Fragen des Rosenbergschen ..Mythus" sei lediglich seine seelsorgliche Pflicht. Die Strafkammer verurteilte den Pfarrverwalter zu einer Gefängnishaft von drei Monaten.
Der Kanzelredner P. Josef Spieker S. I. ist von der vierten großen Strafkammer in Köln „wegen fortgesetzten Kanzelmißbrauchs" zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und 3 Monaten verurteilt worden. Das Gericht sah in seinen Predigten „Äußerungen gegen die Partei und den Staat."
Die Lage wird auch durch den letzten gemeinsamen Hirtenbrief der deutschen Bischöfe, der am 26. Jänner von sämtlichen Kanzeln verlesen wurde, klar gekennzeichnet. Trotz äußerster Mäßigung im Ton, macht er folgende Feststellungen:
„Wir haben deswegen auch in der jetzigen Zeit . . . immer und immer wieder, zumal nach unseren Zusammenkünften in Fulda, gemahnt und gewarnt und nichts unterlassen, um dem deutschen Volke einen Kulturkampf zu ersparen. Trotzdem scheint der Kampf nicht abzuflauen, sondern mit wachsender Heftigkeit die Seelen der deutschen Menschen zu umtosen."
Der Hirtenbrief schließt: „Verliert das Vertrauen und den Mut nicht! Unser Glaube hat schon so inanchen schweren Sturm ertragen und ist siegreich daraus hervorgegangen. Auch die Wirren der Gegenwart werden sich lösen und das Wort des Apostels bestätigen: „Das ist unser Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube."
Wir möchten hoffen, daß schließlich und endlich doch noch ein Weg zum friedlichen Zusammenwirken gefunden wird, was die deutschen Bischöfe doch stets anstreben und was jeder wünschen muß, der das Wohl des deutschen Volkes aufrichtig will.
Seine Äußerungen betrafen den Friedenswillen des Deutschen Volkes, die Frage der Kolonien und die Anschlußfrage. Das deutsche Volk wünsche den Frieden, führte der Reichskanzler aus, kann aber aus die eigenen Lebensinteressen nicht verzichten. Ein Volk dürfte aber nicht gedemütigt werden,
- 1, Feb. 1936
denn Demütigung erzeuge Erbitterung. „Der Weltkrieg hat unser Volk 2 Millionen Menschen gekostet, aber selbst ein Sieg wäre es nicht wert gewesen, solchen Preis dafür zu bezahlen."
Auf die Frage, ob das Deutsche Volk Kolonien benötige, erwiederte der Reichskanzler: „Das wissen sie ja selbst auch".
Zum Anschluß Österreichs an das Reich bemerkte er:
„Die Anschluß frage ist in Berlin nicht akut" — (Was jedoch auch soviel bedeuten kann, daß man zwar auf den Anschluß grundsätzlich nicht verzichtet hat, die Zeit aber für ungeeignet hält, ihn jetzt zu betreiben.)
Vor grossen Entscheidungen in Spanien
Es dürfte noch in aller Erinnerung sein, wie im Oktober des Jahres 1934. und schon vorher bei der Absetzung des Königs, die brennende Fackel des Aufruhrs durch die spanischen Provinzen getragen wurde. Unzählige Kirchen und Klöster, unersetzliche Kulturwerte, Hunderte von unschuldigen Menschen, Priestern. Bürger, fielen der wilden Zerstörungswut der Kommunisten und Syndikalisten zum Opfer. Die entsetzlichen Greueltaten riefen Kräfte der mutigen Abwehr wach. Aus den letzten Landtagswahlen ging die Katholische Volkspartei, unter der Führung des Gil Nobles, als ft ä r ft e Par tei hervor. Nach mehrfachen Versuchen mit Koalitionsregierungen und verschiedenen Zerwürfnissen innerhalb der letzten Regierung kam es schließlich zur Abdankung derselben. Die natürlichste Lösung wäre wohl gewesen, die stärkste der Parteien mit der Regierungsbildung zu betrauen. Der liberal gesinnte Präsident der Republik Alcala Zamora überging aber diese Möglichkeit und löste den Landtag, die Cortes, ohne stichhaltige Begründung auf.
Die Neuwahlen werden in kürzester Zeit, am 16 . Februar, ftattfinden. Die Linksparteien Kommuni st en, Syndikalisten, Sozialdemokraten — sparen nicht mit großen Versprechungen, um ihre merklich gelichteten Reihen wieder auszufüllen, versäumen auch nicht, die Anstifter und Teilnehmer der verbrecherischen Revolten gehörig in Schutz zu nehmen. Die sogenannten M i t.t e lp arteten scheinen, nach den Äußerungen ihrer Führer, zu einem Bündnis mit den Rechtsparteien emschlossen zu sein. Die Rechtsparteien, einschließlich der Köntgstreuen — die sich die Wiedereinsetzung des Königreiches zum Ziele setzen — gehen unter der L e it u n g desKatholikenführers Gil Nobles mit vereinten Kräften in den Wahlkampf, im Bewußtsein, daß sich bei diesem Ringen das Schicksal eines alten kath. Kulturlandes entscheiden kann.