Die Donau

l.'Feb. 1936. __ -

Nachrichten aus der

Völkerbund-Stadt

Die letzte Ratstagung des Völkerbundes wurde am 25. Jänner geschlossen — die Vertreter der verschiedenen Länder verließen Genf.

Die vom 18-er Ausschuß eingesetzte Sachverständigen-Kommission hatte am 29. Jan. die Wirksamkeit der bisherigen Stihnemaßnamen zu prüfen.

Die Frage einer Ölsperre soll erst nächste Woche Gegenstand einer Beratung sein, über deren Ergebnis den Mitgliedsstaaten Bericht zu erstatten ist. Weitere Schritte in dieser Angelegenheit sind vor Eintreffen der einzelnen Antworten nicht zu erwarten. Es wird für möglich gehalten, daß man den MttglieWstaaten eine Ölsperre Italien gegenüber a n e m p s e h l e n wird.

Ansonsten scheint aber die Sühnepolitik in der neuen französischen Regierung eine Stärkung gesunden zu haben. Es darf wohl angenommen werden, daß sie sich entschiedener, als es bei der früheren der Fall war, zur Völkerbundpolitik und zum engen Zusammengehn mit England bekennen wird.

Sarraut, der neue Ministerpräsident, war zur Zeit des Marseiller Verbrechens Innenminister, sah sich aber durch die traurigen Ereignisse genötigt, seinen Rückrritt anzumelden. In einer seinerzeitigen Poincare-Regierung war er als Innenminister ein scharfer Gegner der Kommunisten.

Es kann aber auch nicht übersehen werden, daß Flau bin, der Außenminister der >Darraut-Regierung der Chef jener Regierung war, die mit Italien am 7. Jan. 1935 den Freundschastsvertrag abschloß.

--— DIE DONAU __

Nachrichten in Kürze.

Die Gegensätze zwischen der Sowietunion und Japan drängen mit Gewalt zu einer ^ kriegerischen Auseinandersetzung. Die Sowjetarme hätte eine Front von 2500 Km. zu haltenwenn man es nicht wieder vorziehen wird, dem japanischen Eindringling wieder nachzugeben.

Die Wahlen in Griechenland brachten wohl eine geringe relative Mehrheit für die Monarchisten, doch ist das neuerliche Vordringen der Liberalen des Venizelos eine auffallende Tatsache. Venizelos, ein Gegner des Königs, war Anführer des mißglückten

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Aufstandes im Vorjahre. Wahlergeb nisse: Venizelos 127, Tsaldaris 69, Kondylis u. Theotokis 63. Die übrigen Mandate verteilen sich unter kleineren Parteien.

Die Unruhen in Ägypten dauern an. BK einer Demonstration wurden 60 Studenten und mehrere Polizisten verletzt.

Der englische König Eduard VIII empfing am 29. Jan. den englischen Außenminister Eden, den deutschen Außenminister Baron Neurath, den österreichischen Vizekanzler Fürst Starhemberg und andere Politiker. Von den Politikern wurden auch untereinander Perhandlungen gepflogen.

Der Krieg

Siegreicher Vormarsch der italienischen Truppen

Auch an der Nordfront hat sich ein verbitterter, blutiger Kamps entwickelt, der mit einem Sieg der Italiener endete, obwohl auch von abeffimscher Sette Siegesnackrichten verbreitet werden. Im Bereiche von Tembien haben die Abessinier mehrere tausend Tote gehabt und viele gerieten in Gefangenschaft. Die italienischen Flieger haben während den Kämpfen die gegnerischen Linien ständig mit Bomben belegt, sind sehr tief geflogen und haben auch mit Maschiuengewehrfeuer große Verwüstungen angerichtet.

Laut Berichten aus Addis-Abeba rückt der Prinz Nastbu mit seiner Armee an die Südfront vor, um dem Prinzen Desto, zur Hilfe zu eilen. Er

soll die Absicht haben in einen Gegenangriff zu übergehen und Graziani zur Einstellung der Offensive zu zwingen.

Die Kämpfe um Regelt hatten entscheidenden Charakter und wurden außer der Strategie Grazianis, durch die Flieger und Tanks entschieden. Die italienischen Flieger haben die abessmischen Stellungen mit Bomben zerstört, aber auch nach dieser Zerstörung konnte man feststeüen, daß diese durch europäische Fachleute erbaut wurden. Munitionsund Verpflegsdepots wurden nicht bombardiert, so daß diese ohne Beschädigung in die Hände der Italiener sielen.

Graziani rückt weiter vor, Angriffs auf Harrar

Nach 10 tägigem Kamps haben die üie Vorhuten der Armee Graziani die Defta Armee zerstreut und und die von Dolo 380 Km. entfernte

Ae AslWM

Von Albert Haig.

„Irgend etwas mutz geschehen. Du kannst nicht gut erwarten, dah Nelly sich Tom an den Hals wirft und ihm einen Heiratsantrag macht. And er ist so schüchtern, dotz er unter normalen Verhältnissen nicht einmal den Mut finden wird, ihr auch nur die Hand etwas warmer zu drückend

Wenn meine Frau der Ansicht ist, datz etwas geschehen mutz, so hat mir die Erfahrung aus zehn Jahren Ehe gezeigt, dah meistens dann auch wirklich etwas geschieht. Aber die Idee, mich in anderer Leute Liebesangelegenheiten einzumischen, wollte mir denn doch ganz und gar nicht gefallen.

„Sollten wir nicht lieber doch erst abwarten," begann ich also schüchtern.

»Abwarten !", erwiderte Sthel entrüstet. »Wozu? Das arme Mädel schaut schon seit einem Jahr keinen anderen Mann an als Tom. And dah er bis über beide Ohren in sie verliebt ist, kann doch ein Blinder sehen. Abwarten? Mein, niein Lieber, hier heißt es handeln, wenn die beiden nicht noch eine endlose Zeit ihrer besten Jugend verlieren sollen "

„Aber was können denn gerade wir dabei tun?" fragte ich kleinlaut.

„Nichts einfacher als das. Nelly und Tom kommen in der Stadt immer nur in Gesellschaften zusammen. Was sie brauchen ist Alleinsein, Sternenhimmel, Romantik der Berge; verschossen wir ihnen das, so muhte es wirklich schon merkwürdig zugehen, wenn

>m nicht endlich doch einmal den nötigen mt aufbringen würde."

»Du meinst also . . .," versuchte ich rsichtlg elnzuwersen.

»Natürlich," fuhr Sthel resolut fort. Dir werden sie beide zum nächsten Weekd bei uns einladen. Die Gegend hier ist cadezu ideal für den Zweck. Der Blick f den See in einer Vollmondnacht nügt allein, um die richtige romantische immung hervorzubringen."

„Aber der See ist doch fünf Kilometer n hier entfernt", machte ich Sthel auf>rksam. Man braucht mich wegen dieses nwurfs nicht für einen Pedanten zu hal! - meine Frau ist nämlich so großzügig ranlagt, daß ihr oft die kleineren Schwielleiten in ihren grandiosen Planen vollndig entgehen. Bei solchen Gelegenhelten t sie dann an mir die beste Hilfe, Eheite sollen sich in ihren Fähigkeiten gegen-

tig ^Edem spielt der See eine Molle meinem Plan." antwortete Sthel. "Nelly >d Tom werden mit dem Zug um Haid un ankommen, wenn es also schon oam>ria ist Du wirst ste mit dem Auto abhos unk mich mit den Vorbereitungen zum

achtmahl entschuldigen. Sobald ihr dm

elle erreicht, an der die Landstraße-am >e vorübersührt, werdet ihr eine Panne ben wie du das anstellst, ist deine Sache, nürlich wirst du dann nach Hause kom>n um Werkzeuge oder Benzm zu holen, Lend Nelly und Tom allein beim aaen bleiben müssen; weder können sie i ©unfein Len unbekannten Weg zu Futz

gehen, noch kann das Auto unbeaufsichtigt stehen bleiben. Bis du dann zu ihnen zurückkehrst, werben fie reichlich Zeit genug gehabt haben, um sich auszusprechen."

„Anmöglich! Du kannst doch nicht im Ernst verlangen, dah ich in der Nacht fünf Kilometer vom See nach Hause laufe und dann denselben Weg mit einer Benzinkanne beladen noch einmal mache! And das alles . . ."

. . damit zwei junge Menschen fr Glück finden," vollendete Sthel meinen iatz. „Vor zehn Jahren, bevor wir noch erheiratet waren, hast du selbst oft genug esagt, dah man der Liebe Brücken bauen iüsse."

Es gibt gewisse Argumente, gegen die ran als Ehemann besser nicht ankämpst, ,enn man sich nicht in allerlei reichlich unebsame Erörterungen verlieren will. So oft H diese Geschichte denn auch inzwischen rzählt habe, stets fand ich bei den zuhörenen Ehemännern volles Verständnis dafür, ah ich am vereinbarten Abend gegen alb neun tatsächlich mit dem Auto am öahnhos war.

Ich bin einer von Liesen Autobesttzern, ie gerade mit Mühe und Mot einen Lagen halbwegs anständig lenken können nd wissen, dah man Venzin und Wasser icht in dieselbe Oessnung zieht; aber mit en Geheimnissen des Motors habe ich üch nie recht vertraut machen können. Lenn ich also pünktlich an der mir vorgehriebenen Stelle des Weges stecken bleien wollte, so durste dies nur aus Benzinlangel geschehen; aus andere Weise kann