Die Klassengegensätze von 1789 : zum hundertjährigen Gedenktag der grossen Revolution
Adel ökonomiſch unentwi>elter Bezirke beſtehend, der lebhaft nah der Einberufung einer ſtändiſhen Vertretung zur Kontrole der Staatsverwaltung verlangte.
Beurtheilt man Parteien der Vergangenheit niht na den Klaſſenintereſſen, die ſie vertreten, ſondern nah der äußerlichen Uebereinſtimmung ihrer Tendenzen mit modernen Schlagworten, dann müſſen uns die zurückgebliebenſten Elemente Frankreichs als „Vvorgeſchrittene“, als „Liberale“ erſcheinen, da ſie an Stelle der abſoluten eine beſchränkte Monarchie, in ähulicher Weiſe wie der dritte Stand, auſtrebten.
Und doch ſtand Niemand den neuen Jdeen und den aufſtrebenden Klaſſen ſo feindlih gegenüber wie ſie.
Der Krautjunker hegte gegen den Bourgeois den Haß des Bauern gegen den Städter, des Menſchen der Naturalwirthſchaft gegen den Geldmenſchen, des Ungebildeten gegen den Gebildeten, des Erbgeſeſſenen gegen den ſih eindrängenden Emporkömmling. Ex behandelte ihn mit unverhohlener Verachtung, wo er ihm begegnete, was freilih niht allzuhäufig der Fall war.
Dagegen kamen der ſtädtiſhe Adel und ein Theil der Bourgeoiſie einander raſh näher. Dem Gevatter Schneider und Handſchuhmacher begegnete freili<h der höfiſhe Ariſtokrat womöglich no< hochmüthiger als ſein Standesgenoſſe vom Lande. Der Handwerker mußte ſi<'s zur Ehre anrehnen, für den hohen Herrn arbeiten zu dürfen; daß er für ſeine Arbeit au<h bezahlt ſein wollte, erſchien als eine unverſhämte Anmaßung. Ganz anders verkehrte man aber mit den- Herren von der hohen Finanz. Sie beſaßen in reihli<ſtem Maße, was der Adel am meiſten brauchte, Geld; von ihnen hing er ab, in ihrem Belieben lag es, ihn bankerott zu machen oder ſeine Exiſtenz noh weiter zu friſten. Wenige Familien aus8genommen, waren die höfiſchen Ariſtokraten alle die Schuldſklaven der hohen Finanz, vom König bis zum geringſten Pagen. Solchen Herren durfte man niht zu anmaßend fommen. Ludwig XIY., der ſtolze „König Sonne“, hatte einſt im Angeſicht des Hofes den Juden Samuel Bernard gleich einem Fürſten begrüßt: allerdings war der Mann ſehzigfa<her Millionär. Sollten des Königs Diener ſtolzer ſein als ihr Herr? Die hohe Finanz wurde dem Adel immer ähnlicher; ſie kaufte adelige Titel und adelige Güter; gar mancher verarmte Edelmann ſuchte ſogar ſein verroſtetes Wappenſchild dur<h eine Ehe mit einex reichen Finanzariſtokratin von neueſtem Adel zu vergolden. Man tröſtete
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