Ereignisse und Operationen in Süd-Dalmatien (Crivoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden occupirten Ländern. 1, Schilderung des Landes und Volkes und Vorgeschichte des Aufstandes : mit 2 Karten und 12 Abbildungen

E R SS

teſten Seemann ein Ding der Unmöglichkeit, in die Bocche einfahren zu fönnen. — Aber, na<hdem man in die Bocche gelangt iſt, entrollen ſi<h dem Auge des aufmerkſamen Beſchauers ganz eigenthümliche Bilder.

Der Eindru>, der beim Anblicke der wüſten Felsberge von Weitem ſhon beengend auf dem Gemüthe gelaſtet, iſt nunmehr ein geſteigerter; {wer nur läßt ſih derſelbe beſchreiben, {<hwerer noh läßt ſi< die Empfindung erfaſſen, die Derjenige fühlt, der aus dem freien ungeſtümen Meer hineinfährt in dieſe Schlucht, in welcher grauweiße Kalkfelſen aus dem grünen Element bis in die Wolken ragen. Wer Dante's göttliche Komödie geleſen und ſich in die Phantaſien des Dichters hineinzuleben fähig iſt, wird unwillfürlih beim Eintritt in die Bocche an die Aufſchriſt über den Eingang der Hölle gemahnt: Lasciate ogni speranza !*) Ein weniger poetiſh geſinnter Menſh würde vielleiht anders davon denken. Es giót ein vulgäres Sprichwort, welches irgend einen Endpunkt ziemli<h draſtiſ<h carakteriſirt, indem es ſagt: „Hier iſt die Welt mit Brettern verſchlagen!“ Aber trozdem obwaltet in der Bocche ein großartiger Charakter: Wenn man über dem weißen Weichbild der Stadt Caltaro die ſ<hroffen Rieſenberge Montenegros erbli>t, fühlt man ſich unwillkürlih auf den Schwingeu nerviger Kraft und Wildheit emporgetragen, welhe den Aar beflügeln, der, nah den ſ{<hwarzen Raben ſpähend, in {<hwindelnder Höhe oben im Aether {hwebt, und man vermeint ſih vielleicht in einer ſolchen Stunde in das graue Alterthum der lämmerweidenden Fthaka verſezt. — Der Anbli> iſt ein erhabener, man möchte ſagen, ein überwältigender. Doch wenden wir uns jeßt der Hauptſtadt der Bocche zu. Cattaro, die ewig Sonnenleere, liegt, mit ſtarken Mauern verſehen, gede>t dur<h ihre abgeſonderten Forts St. Giovanni und Gorasda, gleihſam hineingeſ<hoben zwiſchen die fahlen, unwegſamen Felſen vor uns. Ein vielfah gewundener weißer Streif ſchlängelt ſi<h von der nordöſtlih gelegenen Porta fiumera (Flußthor) nah aufwärts; es iſt jene gebaute Straße, welche der Sage nah von einem reichen Capitän der an den Golf gelegenen Gemeinde Dobrota ſtrafweiſe angelegt und zu deſſen Unterbau der Mörtel mit Milh angemacht worden ſein ſoll. So erzählen die Boccheſen. Der genannte Capitän habe damit ſeinen Kopf eingelöſt. Eine kühnere Anlage wie die der erwähnten

#) Laßt alle Hoffnung ſ<hwinden.