Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

130 ö VI. Metternichs Sturz.

Politikern und zwiſchen den Kantonen, die ſi für die eine oder andere Richtung entſchieden. Die Erregung ſtieg, als die klerikale Regierung von Luzern die Jeſuiten in die Stadt berief. Davor hatten ſogar fonſervative Politiker gewarnt, und Metternich hatte den öſterreichiſhen Geſandten in Rom an den Papſt das Erſuchen richten laſſen, daß er der Geſellſchaft Jeſu nahelege, der Stadt Luzern fernezubleiben"). Die Gründung des Sonderbundes der flerifalen Kantone vermehrte die Spannung und die Gefahr eines vollſtändigen Bruches. Jn der Tat kam es au< im November 1847 zum Sonderbundskriege, in dem die liberalen Kantone ſiegten. Darum entſchloß man ſi in den Staatskanzleien, die Shweizer Verhältniſſe unter allen Umſtänden in Ordnung zu bringen und in dem Gebirgslande die Reaktion zu ſtüßen. Jm Winter des Fahres 1847 wurden zwiſchen den öſterreichiſchen, preußiſchen und franzöſiſchen Kabinetten langwierige Verhandlungen gepflogen. Nicht ohne Mühe kam man ſoweit, für das nächſte Frühjahr energiſche Maßnahmen vorzubereiten und Pläne zu ſchmieden, die ſreilih unausgeführt bleiben mußten. Denn etwas hatten die vorſichtigen Staatsmänner bei ihren Beſprechungen außer acht gelaſſen, ein Elementarereignis, das unerwartet eintrat und den rüſcrittlichen Gelüſten vorläufig Einhalt gebot: die Revolution. é

VI. Wetternichs Sfurz.

Jm Januar 1848 ſchrieb Metternich geiſtreich und wizig an König Friedrih Wilhelm IV. von Preußen: „Zwiſchen einen liberaliſierenden und im Modeſinne nicht liberalſeinkönnenden Papſt und einen friſhweg radikaliſierenden Chef der engliſhen Politik geſtellt, hat die Lage des öſterreichiſchen Staatskanzlers vieles mit der eines . Mannes gemein, dem man den Plaßÿ zum Sißen zwiſchen zwei Stühlen zuweiſt. Vom Siten kann hier nicht die Rede ſein, ſondern höchſtens vom Stehenbleiben 1).“ Stehenbleiben! das wollte Met=4 ternich um jeden Preis. Jn einem anderen Briefe aus dieſen Tagen ſprach er ſich kürzer und voll Zuverſicht aus. „Auf dem großen politiſchen Felde ſteht alles gut“, bemerkte der Staatskanzler in einem Schreiben an Kübe>. Einige Wochen ſpäter war in Paris

1) Bernhard Ritter von Meyer. Erlebniſſe. T. Band. Wien 1875. 2) Aus Metternichs nachgelaſſenen Papieren. 7. Band.