Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

I. Das Zeitalter der franzöſiſchen Revolution. A

italien. Voran ſtanden die erfolggekrönten Unternehmungen der bei=- den öſterreichiſchen Feldherren Kray und Melas, die im Vereine mit dem ruſſiſchen Oberbefehlshaber Suworow die Lombardei von den Franzoſen räumten und für kurze Zeit dem Hauſe Öſterreich zurückgewannen. Auch Erzherzog Carl vermochte abermals den Siegeslorbeer um ſeine Stirne zu winden und ſich in erſter Linie bei Zürich auszuzeichnen. Jndes, die ſo notwendige Harmonie ſchwand bei den Verbündeten ſ{hnell dahin, garſtige Eiſerſüchteleien wurden wach und Zar Paul fühlte ſich im Oktober 1799 bewogen, die Allianz in aller Form zu kündigen. Suworows anefdotenumſponnene Kriegergeſtalt fehlte bald auf dem Schlachtſelde. Er mußte den Rükmarſch in das nordiſche Reich antreten, nachdem er mit ſeinem Zuge über den St. Gotthard ein mit unbeſchreiblichen Opfern an Menſchen und Gütern verbundenes, glänzendes militäriſches Schauſpiel geboten hatte. Öſterreich war wieder faſt ausſhließli< auf ſeine eigene Kraft angewieſen und es behauptete ſih erfolgreich, ſolange der Sieger von Arcole und Rivoli nicht zur Stelle war.

Das Jahr 1800 brachte das Verhängnis. Napoleon Bonaparte hatte ſich unterdeſſen zum erſten Konſul der franzöſiſchen Republik emporgeſhwungen und die Revolution geſchloſſen, indem er ſie zu den „Grundſäßen zurücſührte, von denen ſie ausgegangen war“. Als im Mai 1800 ſchlimme Nachrichten aus Jtalien nah Paris kamen, machte ſich der Korſe ſelbſt auf den Weg. Er vollſührte den kühnen Marſch über den St. Bernhard mit alles berechnender Vorſorglichkeit und brach wie eine Wundererſcheinung in die Gefilde JFtaliens ein. Melas, der dort Öſterreichs Truppen ſührte, mußte mit Napoleon beidem Dorfe Marengo einen epochemachenden Kampf beſtehen. Als ſich die Schatten des Abends auf das Schlachtſeld ſenkten war Melas Herr des Gebietes. Doch da führte General Deſaix die von Napoleon herbeigerufenen Hilfstruppen zu. Die Schlacht wurde noch einmal auſgenommen und der erſte Konſul triumphierte. Allerdings war dieſe Schikſalswende ein Verdienſt des Generals Deſaix. Dieſer wurde jedoch von den feindlichen Kugeln niedergeſtre>t, und ſo konnte der Korſe den Ruhm für ſih allein in Anſpruch nehmen.

Gerade damals bedurfte Napoleon dringend der Gloriole des Siegers. Dieſe hatte er nun errungen und die Zuſtände in Frankreich ließen es ihm wünſchenswert erſcheinen, einen raſchen Frieden einem langen Kriege mit ſeinen nie vorherbeſtimmbaren Ereigniſſen vorzuziehen. Nicht weniger groß war die Sehnſucht nah dem Frieden

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