Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

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I. Das Zeitalter der franzöſiſhen Revolution. 19 ſoldatiſche Selbſtvertrauen und ſuchten, jo gut es ging, von der Wahlſtatt in Bayern zur öſterreichiſchen Grenze zu kommen. Unter dem Eindrute der Niederlage von Hohenlinden mußte Graf Ludwig Cobenzl wenig beneidenswert die Friedensverhandlungen in Luneville fortſegen. Am 9. Februar 1801 war die dornenvolle Arbeit der Einigung endlich abgeſchloſſen. Der Friede von Luneville — Cobenzl jprach ſelbſt von der „Wunde von Luneville“ — ſeßte feſt, daß der Rhein die Grenze zwiſchen Deutſchland und Frankreich und die Etſch die Scheidelinie zwiſchen Öſterreich und der zisalpiniſchen Republik zu bilden haben. Belgien blieb ebenſo wie Mailand und Mantua preisgegeben; dagegen wurde Öſterreichs Beſiß von Venedig und dem Küjtenlande beſtätigt. Der dem Wiener Hoſe verwandte Herzog von Modena ſollte von Kaiſer Franz durch die Ab=tretung des Breisgaues entſchädigt werden ; für den Großherzog von Toskana — einen Bruder des öſterreichiſchen Herrſchers — wurden in geheimer Übereinkunft Salzburg und Berchtesgaden in Ausſicht genommen. Die erblichen Fürſten Deutſchlands, die auf der linken 9theinſeite Landſtücke verloren, ſollten auf dem übrigen Boden des Deutſchen Reiches Entſchädigungen erhalten.

Napoleon durfte ohne Übertreibung ſchreiben : „Die Nation iſt zufrieden mit dém Vertrage und ich bin es ganz beſonders.“ Sein kleinſter Erfolg war nicht die perſönliche Niederlage, die der harte Widerſacher des Korſen, die Freiherr von Thugut erlitt. Schon im September 1800 hatte der Miniſter ſeine Entlaſſung erhalten, aber ex blieb troßdem weiter der maßgebende Staatsmann, obgleih ſhon ein Nachfolger zur Stelle war. Nun wurde ihm der Stuhl faſt gewaltſam vor die Türe geſtellt. Mit ſhnödem Undanke ließ man Thugut fallen, der zulegt begeiſtert für Öſterreichs Macht und Anſehen einſtand. Mitte Januar 1801 überraſchte Kaiſer Franz den Miniſter mit dem dringenden Wunſche, daß der Staatsmann raſcheſtens ſeinen Abſchied nehme. Der Monarch verlange dieſes Opfer, „weil alle Volkskreiſe einſtimmig der Anſicht ſind, daß Eure Exzellenz den Friedensſ<luß aufhalten und immer aufhalten werden“, hieß es in dem Schreiben. Thugut bat vergebens, ihm einige Zeit zur Ordnung ſeiner Privatgeſchäfte zu laſſen, ihm zu geſtatten, noch eine kurze Weile in Wien zu bleiben. Er wollte wenigſtens eine Gnadenfriſt haben. Doch der Kaiſer ließ nicht lo>er. Gekränkt lehnte der ehemalige Miniſter die weitere Verwendung im Staatsdienſte ab, die man ihm in den fernen italieniſchen Provinzen anbot. Mit den beſten Wünſchen für Öſterreihs Wohlergehen verließ er den

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