Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, S. 203

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nebſt zwanzig hervorragenden Unter-Anführern vom ſüdlihen Fnſurrections-Schauplaße in der Suttorina zu einer Conferenz. Dieſelben waren von etwa fünfzig bewaffneten Fnſurgenten beſchützt. Zuerſt verkehrten dieſelben unter ſi; ſpäter aber trat bei ihnen ein ruſſiſ{<er Agent, Namens Bozidar Weſſelißky, ein und ſtellte ſi bei den Fnſurgentenführern als mit Vollmachten des Fürſten Gortſchakoff ausgerüſtet vor, um ihnen die Meinung und den Rath der ruſſiſchen Regierung mitzutheilen.

Die Fnſurgenten waren auf dieſe Eröffnungen im höchſten Grade geſpannt und forderten den ruſſiſhen Bevollmächtigten auf, unverzüglich zu ſagen, was der Czar meine. Hierauf erklärte Herr We ſſelißky den verſammelten Fnſurgenten-Chefs, daß der Czar ihnen in ernſteſter Weiſe anrathe,

Kampf, den fie unternommen, um ſi< ihre Freiheit in dem Sinne, wie ſie dieſelbe verſtanden, zu erringen, ſchien damit zu enden, daß ſie unter die alte Botmäßigkeit zurückgeführt werden ſollten. Dafür, daß die türkiſche Herrſchaft, Dank der Reformvorſchläge der Mächte, ſi<h anders geſtalten ſollte, als ſie bisher war, dafür gebrach dieſen Naturkindern das richtige Verſtändniß, mehr noh das erforderlihe Vertrauen. Fuſtinctiv ſagten ſie ſi<h, daß na<h dem ganzen Vorleben der Pforte dieſe eine Rechtsperſon iſt, bei welcher man ſih, um es criminaliſtiſ< zu bezeihnen, eines Rückfalles verſehen kann. Und. wenn ſie nun dem öſterreihiſhen General, der, angethan mit „des

Frieden zu machen und die vom

Sultan erwirkten Reformen gutwillig

anzunehmen, über wel<he Mitthei-

lungen „die Fnſurgeiten-Chefs anfängli<h etwas verſtimmt waren, ſ<ließli< jedo< erklärten, daß ſie dieſelben zum Gegenſtande einer no< im Laufe der bevorſtehenden Nacht abzuhaltenden Berathung machen werden.

Tags darauf ſchienen die Jnſurgenten-Chefs über die ruſſiſchen Erörterungen noch nicht ſ{lüſſig geworden zu ſein ; dagegen -traf Herr Vercenitſ<, der öſterreichiſche Vice-Conſul in Trebinje, in der Suttorina ein, um mit den Jnſurgenten-Chefs die Verhandlungen zu beginnen. Die Chefs lehnten es jedo< ab, mit dem öſterreichiſchen Conſular-Functionär zu verhandeln und erklärten, daß fie aus\chließli< nur mit dem Feldzeugmeiſter Baron Rodich in perſönlichen Verkehr treten wollten.

Dieſe hiſtoriſ< intereſſante Begegnung fand am 6. April in der Suttorina ſtatt und wix müſſen derſelben eine ausführlichere Beſprehung“ widmen.

Die noh in Thätigkeit befindlihen Häupter der Fnſurrection erwarteten innerhalb des Bezirkes der Suttorina, und zwar hart an der öſterreihiſhen Grenze, deren Ueberſchreitung ihren außer Dienſt befindlihen Gefährten die Berſeßung in einen unfreiwilligen Ruheſtand eingetragen hatten, den Statthalter von Dalmatien.

Feldzeugmeiſter Freiherr von Rodich mochte dieſen Ritt niht leiten Herzens angetreten haben, und au< den Partnern wird nihts weniger denn wohl zu Muthe geweſen ſein. Ein

Ausmarſh der ſerbiſchen À

Kaiſers Ro>", in ihrer Sprache zuihnen zu ſprechen fam, geſagt hätten, er möge ihnen auf Ehre und Gewiſſen Auskunft geben, ob er ſelbſt an die Vollwährung der osmaniſchen Verſprechungen glaube, dann dürfte dem fkaiſerlihen Statthalter wohl die Antwort etwas ſ{<wer geworden ſein.

Nun, ſie fragten niht darum, und Baron Rodich, indem er ſi< dieſer peinli<hen und \<wierigen Miſſion unterzog, erfüllte damit nur eine Weiſung, die ihm geworden. Der öſterreichihen Regierung lag daran, den FJuſurgenten in einer, jeden Zweifel ausſ{<ließenden Weiſe an's Herz zu legen, daß ſie von ODeſterreichUngarn ſo wenig, als von einer anderen Macht,