Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, S. 204
irgend eine Unterſtüßung oder Rückſicht zu gewärtigen hätten, wofern ſie es verabſäumten, von dem General-Pardon des Sultans Gebrauch zu machen, ihre Waffen niederzulegen und zu ihren Heimſtätten zurückzukehren, um dann der neuen Juſtitutionen theilhaftig zu werden, welche die Pforte zur Beſſerung ihres Schiſals in's Leben zu rufen ih anheiſhig mate.
Der Herr Statthalter wurde von den verſammelten Führern der FJnſurrection mit aller Ehrerbietung empfangen, die ſeiner Stellung und Sendung gebührten. Die rührendſten Bezeigungen der aufrihtigſten Ergebenheit, welhe ihm dargebra<ht wurden, verlichen der Zuſammenkunft
türkiſchen Commiſſäre zu ihrem Herde zurü>zukehren, in der feſten Ueberzeugung, daß die Großmächte dur< angeſtellte Perſonen auf die. genaue Durchführung der Reformen achten und dringen werden. Jm entgegengeſeßten Falle würden ſie jede Hoffnung auf eine beſſere Zukunſt einbüßen.
Die Antwort auf dieſe Anſprache, welche der Führer in Form eines Memorandums (Erinnerungsſ<rift) in die Hände des Statthalters von Dalmatien legte, lautete, daß ſie die Reformen annehmen, welche die hohe kaiſerlihe Regierung vorgeſchlagen hat, und welche, wenn ſie völlig verwirklicht würden, ſie
neuerdings in türfiſhe Unterthänigfeit zurü>fehren mahen würden. Allein obzwar die Türkei dieſe
Reformen durchzuführen verſpricht
und ſagt, daß die Mächte auh dafür
garantiren, könnten ſie keinesfalls
glauben, daß die Türken ſie
verwirklihen wollen und
fönnen, und Niemand überhaupt
fönne es, der ein Freund “ihres
Märtyrer-Volkes iſt. Es könne ihnen
faſt den Charakter eines Familienfeſtes. Die Leute drängten ſi<h in das Haus, in welchem die Verhandlungen ſtattfinden follten; es wurden die Fenſter geöffnet, damit die vor dem Hauſe Verſammelten au< etwas hören konnten.
Sodann hielt Baron Rodich an die herzegowiniſhe Jnſurgenten-Skupſchtina eine Anrede, in welcher er vorerſt die vom Sultan gewährten Reformen aufzählte. |
Er betonte, daß, wenn ſie niht darauf eingingen, ſie blind in ihr Elend gingen, weil alle Großmächte die Hand von ihnen zurü>ziehen würden. Er rathe ihnen deshalb, ſi< ihres Vortheils bewußt zu ſein und auf Verlangen der
daher niht verübelt werden, wenn ſie thatſächli<he Garantien ſuhen für ihre Sicherheit und Beſſerung ihrer Zuſtände, und dieſe Garantien wollten ſie in Kürze dem Baron Rodich vortragen. Sie fordern:
1. Daß das herzegowiniſch<riſtlihe Volk wenigſtens ein Dritt= theil des Bodens zu eigen bekömmt, niht allein, weil derſelbe gegen Recht und Geſeß mit Gewalt in Beſit uud Nutnießung der Türken iſt, ſondern auh darum, weil ohne ſo viel Eigenbeſitß das herzegowiniſch-<riſtliche Volk außer Stande iſt, zu leben, und es darum vorzieht, lieber zu Grunde zu gehen, als zu einem Daſein zurü>zukehren, in welchem fein Leben möglich iſt.
2. Daß die Türkei für immer aus der Herzegowina ihre Armee entfernt und nur ſo viel im Lande beläßt, als zu Garniſonen vonnöthenu ift, und dies nux in folgenden Orten: Moſtar, Stolatz, Trebinje, Nikſic, Plevlje, Fodſcha.
3. Daß die Türkei aufbaue allen riſtlihen Familien die eingeäſherten Häuſer und Kirchen und ihnen wenigſtens für ein Fahr Lebensmittel gebe; ihnen die Geräthe für Landbau beſchaffe und daß die <riſtlihen Familien gar keine Abzgaben zahlen drei Jahre hindur<h, vom Tage der Rückkehr an gezählt.
4. Daß das herzegowiniſh-Hriſtlihe Volk die Waffen nicht niederlege, ſo lange dieſelben nicht