Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

abzubrehen; hierdur<- entſtand der ungeheuere Verluſt, Salven hatte man nux wenig in der Schlacht bei Plewna vernommen, nurx ein unregelmäßiges Kleingewehrfeuer ſah und vernahm man. Beide, Türken ſowohl als Ruſſen, ſchoſſen niht auf zu weite Diſtanzen; die Erfolge hat man in den lebten Kämpfen geſehen. Das Aushalten ſowohl beim Marſh als beim ſtrapazióſen “ Vorpoſtendienſt iſ muſterhaft beim ruſſiſchen Soldaten.

Jm Lager, wenn er ſeinen Borsſchet zu ih genommen hat, erfreut er ſi< an den Weiſen ſeiner Heimat oder an den eigenthümlihen Tänzen ſeines Landes; Violine und Tambourin, ſowie die Harmonika begleiten die einfahen, urwühſigen Geſänge und Tänze und ſind in jeder Compagnie zu finden. Es wird ſo viel gefabelt von der Unreinlichkeit der Soldaten; wo es irgend mögli<h war, ſah man die Leute ihre Wäſche waſchen und ſi<h ſelber baden.

Der Sultan hatte an O$man Paſcha zur Beglückwünſhung wegen des Sieges von Plewna ein Telegramm geſendet. Am 2. Auguſt hatte Abdul Hamid öffentlihe Gebete in den Moſcheen von Stambul angeordnet, um der Vorſehung zu danken, welche die ottomaniſhen Waffen ſo ſehr begünſtigt hatte. Alle jene Gerüchte, die man über einen wahrſcheinlihen Maſſenmord der Chriſten verbreitete und mit denen man eine Panique verurſachte, waren abſcheulihe Verleumdungen. Weshalb ſollten fi<h die Türken an den Griechen rächen? Viellei<ht wegen des Krieges, den Rußland mit ihnen führt? Daß die muſelmaniſche Bevölkerung ſi<h erhebe, um die Chriſten auszurotten, das war eine Fur<ht und Beſorgniß, die nur in kranken Köpfen plaßbgreifen fonnte.

Seitdem niht mehr Abdul Kerim Generaliſſimus der türkiſ<hen Armee und der eitle Redif Paſcha niht mehr im Seraskierat war, hatten die militäriſhen Operationen eine andere

Wendung genommen, und man hoffte, die Ruſſen “

werden wahrſcheinli<h ähnliche Niederlagen an der Donau wie in Aſien erleiden. Es gab ſogar Einige, welche behaupteten, der Feldzug an der Donau wäre für ſie bereits verloren. Eines war gewiß, daß der Sieg Suleiman Paſchas bei Esfi-Saghra und der Sieg Osman Paſchas bei Plewna die Gemüther wieder über ein mögli<hes Chriſten-Maſſacre beruhigt hatten, und daß die Bevölkerung von Pera und Galata niht mehr von dem Schre>ten früherer Tage beherrſ<ht war. Die Türken, welche die Niederlage exbittern und \{<re>haft machen kann, wurden mit ihren Erfolgen gemäßigter und milder.

Man ſpra<h immer viel wieder von dem Krieg8gerichte, das Abdul Kerim und Redif

Gr

Paſcha, wie auh Hamdy Paſcha aburtheilen ſollte.

Das Volk war namentli<h gegen beide Erſteren in zu großer Aufregung, als daß man es mit dieſem Urtheile no länger hinhalten dürfte, und Mahmud Damat Paſcha bot fruchtlos bei dem Sultan alles Mögliche auf, um ſeinen Freund Redif zu retten.

Am 29. Juli fand eine Recognoscirung ſtatt, bei welher Skob ol eff erkennend, daß er einer größeren feindlihen Truppenmaſſe begegnen würde, ſi<h in kein Gefecht einließ. Am 30. traf im ruſſiſchen Hauptquartier die Nachricht ein, daß der Kampf bei Plewna begonnen hatte. Sfkoboleff erhielt Verſtärkungen, aber keinen directen Auftrag, Low ta zu attaguiren, ſondern nur die Weiſung, die dortige Truppenmacht zu binden. General Krüdener allein operirte mit den zwei niht vollen eigenen Diviſionen, einer Diviſion des vierten und einer des elften Corps und etwa 130 Kanonen. Die Stimmung im Hauptquartier war eine ernſte und erwartungsvolle im Bewußtſein, - daß von Krüdener's Erfolg die Stellung des Hauptquartiers abhing und re<t weſentli<h die Fortſezung des Krieges.

Am 31, Juli Morgens traf ein Courier ein, die Unglü>8botſchaft bringend, daß ein zweimaliger Anſturm mächtig zurü>geſhlagen wurde, Krüdener mit enormem Verluſt an Mannſchaft ſih zurü>ziehen mußte. Um 10 Uhr war Kriegsrath bei Nepokojtſ<hivky, an dem nurx der Großfürſt, Nep okojt\<iß ky, General Lewicki, Oberſt Haſenkamp und no< zwei Offiziere theilnahmen. Der Rath dauerte bis Mittag, feine Ordre wurde ausgegeben. Man begegnete nur verſtörten Geſichtern, dieſe ſagten genug. Man flüſterte ſich zu! „Die Sachen ſtehen \<le<t, wir wurden bei Plewna geſchlagen.“

Da hieß es: das Hauptquartier zieht fort. — Bald darauf füllten die Colonnen des Hauptquartiers, die Tſcherkeſſen, die Garde-Koſaken, die Eguipagen, die Fouragewagen und das Gepä> die engen Straßen. Die Bewohner von Tirnowa eilten aus den Häuſern, um das Unerwartete mit eigenen Augen zu ſehen. Die Wichtigkeit des Augenbli>s begreifend, rangen ſie die Hände, griffen ſi< an die Köpfe, Alle waren betroffen; die Angſt malte fi< ſelbſt auf dem Angeſihte Jener, die niht faſſen konnten, was geſhah. Eine: unendlihe Wagenreihe zog vorüber, kein Wort war gewechſelt, Feder war mit ſih ſelbſt beſchäftigt. Offiziere ritten ſ{hweigend. Nepokojtſ<hibky mit ſeinem Stabe ritt langſam einher.

Ju Tixrnowa herrſhte na< Abzug des Hauptquartiers unfehlbare Panique. Keine Proclamation war erlaſſen; weder die Militärbehörde noh die Civilverwaltung hatten etwas veröffentlicht, und die Bevölkerung wurde von um \o größerer

und Safvet