Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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bisherigen Commandanten des 4. ruſſiſchen Armeecorps, General Zatoff, zum Gencralſtabs:Chef erhielt.

Der Fürſt der- vereinigten Moldau-Walachei hatte endli<h denno< das Ziel ſeiner Wünſche erreicht, obwohl die Art und Weiſe ſeiner Ernennung zum ruſſiſchen Feldmarſchall beim rumäniſchen Volke durchaus keinen Enthuſiasmus zu erwe>en im Stande war.

Der Fürſt erließ daher am 8. September aus ſeinem Hauptquartier Parodim an die Rumänen folgeude Proclamation:

„Seitdem die geſebgebenden Körper den Krieg der Türkei erklärt haben, find drei Monate verfloſſen, während welcher wir bemüht waren, in der Defenſive zu verbleiben und uns ungeachtet der Verwüſtungen und zunehmenden Grauſamkeiten der Türkei auf die Vertheidigung der Grenzen zu beſhränken. Wir duldeten Alles in der Hoffnung, daß der ruſſiſ<-türkiſche Krieg raſ< zu Ende gelangen, und im Glauben, daß unſere Mäßigung uns bei den Friedensbedingungen eiñen ernſten Anſpruch auf die Berüſichtigung der Großmächte verleihen werde.

Unglülicherweiſe zieht ſi< der Krieg jenſcits der Donau gegen Erwartu ng in die Länge. Der Krieg nimmt von Seite der Muſelmänner einen hartnä>igen, fanatiſhen Charakter gegen die Chriſten an und das Sqhi>ſal der Rumänen wirdein ſehr kriti ſ< es. Rumänien leidet zuerſt in Folge des Krieges. Wie erſhre>lih würde dieſe Situation werden, wenn die ottomaniſchen Armeen den Krieg dies ſeits der Grenzen tragen würden. Unſere Pſlicht iſt es, alle Anſtrengungen zu machen, um ſo \hre>li<e Eventualitäten hintanzuhalten. Der Gefahr ausgeſeßt, dur< Paſſivität Alles zu verlieren, ‘was wir no beſißen, und ohne irgend eine Garautie, daß die Türkei einen Unterſchied zwiſchen einem Defenſiv- und OÖffenſivkriege machen würde, müſſen wir mit den faiſerlihen Armeen cooperiren, um das Ende des Krieges um jeden Preis zu beſ<leunigen.

Die Action drängt ſi< uns auf dur die Umſtände, dur die nationalen und wirthſchaftlien Futereſſen und dur<h das Gefühl der Selbſterhaltung. Nicht Eroberungs-Ruhm reißt uns aus der Defenſive. Nachdem Bulgarien verwüſtet, die Bevölkerung den Grauſamkeiten undisciplinirter aſiatiſcher Horden preisgegeben und der Vernichtungskrieg gegen alle Chriſten erklärt iſt, hätten wir keine Garantie, daß unſex Los ein beſſeres wäre, als jenes der Chriſten der Türkei. Siegt die Türkei, ſo würde ſie ſi< Rumäniens bemächtigen.

Junſolange als die türkiſhen Feſtungen von Ada-Kaleh bis Matſchin exiſtiren, um unſere

Städte zu bombardiren und den internationalen und localen Verkehr auf der Donau: zu vernichten; inſolange niht menſchenwürdige Rechte den Chriſten in der Türkei geſichert ſind — ſo lange kann Rumänien niht glauben — und hat auch das Recht niht dazu — daß es im Frieden lebe und vor gegenwärtigen oder künftigen Kataſtrophen bewahrt iſt,

Numänien muß na< Maßgabe ſeiner Kräfte dazu beitragen, um dieſen Zuſtand der Dinge herbeizuführen. Sollen wir uns immer auf fremde Schultern ſtüßen und niemals auf die fortgeſchrittene Kraft, auf unſere Lebensfähigkeit re<uen? Die Zeit iſt gekommen, wo Rumänien dur die Entſagung aller Claſſen der Bevölkerung, dur< die Arme ſeiner Kinder Europa den Beweis erbringt, daß es Lebensfähigkeit beſißt, um ſeine Miſſion an den Mündungen der Donau zu erfüllen, um zur Herſtellung von Ordnung und Stabilität im Oriente beizutragen, an der Seite der ruſſiſhen Fahnen, auf welchen die Emancipation der chriſtlichen Völker im Oriente geſchrieben ſteht. Erhebeu

wir die rumäniſche Fahne, welhe das Zeichen

trägt: „Unabhängigkeit des rumäniſchen Staates“. y

Intereſſant iſt der Vergleich, den ein verſtändnißvoller Kriegscorreſpondent zwiſchen den rumäniſchen und ruſſiſchen Tru ppen zog. Derſelbe kam zu dem Reſultate, daß die Ruſſen nicht die geringſte Urſache hätten, auf die Rumänen mit Verahtung herab zu ſehen. „Jh wage“ — fuhr er fort — „die Behauptung aufzuſtellen, daß die Armee bei einer halbwegs ruhigen und kaltblütigen Führung im Augenbli>e, wo der Ernſt der Lage an ſie herantritt, vollkommen ihre Sqhuldigkeit thun wird. Einzelne Truppen, denen die Aufgabe zufiel, entferntere Necognoscirungen auf feindlihem Gebiete zu unternehmen, entledigten ſich der Aufgabe in gläuzendſter Weiſe. Namentli iſt die Artillerie hervorzuheben, die ein ausgezeichnetes . Geſhüß-Material (Syſtem Krupp) beſißt und vorzüglich beſpannt iſt. Die Manövrirfähigkeit der rumäniſchen Batterien ABer Rt jene der ruſſiſchen um ein Bedeutendes und iſt leßterer in jeder Beziehung überlegen. Dies erkennen au< die Ruſſen an. Die rumäniſchen Artillerie-Offiziere haben, mit wenigen Ausnahmen, die höheren Artillerie-Kurſe in Berlin und Fontainebleau dur<hgema<t und verſtehen ihr Geſchäft aus dem Grunde. Die Jnfanterie iſt eben ſo gut bewaffnet. Das Peabody-Gewehr ſtellt das {were ruſſiſhe Kraka-Gewehr vollfommen ‘in Schatten, die Adjuſtirung iſt eine den modernen Anſprüchen entſprechendere, als die der Ruſſen, wel<he unter allen Umſtänden den Eindru> der Schwerfälligkeit mat. Mit einem Worte: die rumäniſche Armee hat auf mi