Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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ſhanzte Stellung in Popkivi am re<ten Ufer dés Schwarzen Lom ohne Widerſtand aufgeben mußten. Dieſer Erfolg war wie eine reiſe Frucht - als Ergebniß der türkiſhen Siege von Rasgrad und Esfi-Djuma ihnen in den Schooß gefallen.

Am 1. September räumten die Ruſſen Pop-

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fivi in größter Eile, nahdem ſie die ſtark verſhanzte Stadt an allen vier Enden angezündet hatten. Die egyptiſ<hen Truppen beſetzten unverzüglih die dortigen, von den Ruſſen verlaſſenen Schanzen, und andere Abtheilungen verfolgten den Feind noch über eine Stunde weit in weſtli<her Richtung bis Polomarca.

Die $<<la<hten von Kaceljewo und Fowtſcha.

Die Kämpfe hei Karahaſſankiöi, Ajaslar u. ſw. waren blos Vorkämpfe, welche von den Türken nur zur De>ung der Flanke ihrer gegen Nordweſten operirenden Hauptarmee und zur Maskirung der Bewegungen dieſer leßteren eingeleitet worden waren. Das wirkliche Ziel Mehemed Ali's war Kaceljewo. Doch verfolgte er einen doppelten Zwe>. Erſtens erreihte er mit dieſem Angriffe die vollſtändige Entſezung Ruſt\<uks und die Umgehung des linken ruſſiſhen Flügels, zweitens griff er die ruſſiſhe Aufſtellung in einer für leßtere höchſt gefährlihen Weiſe an, indem er dieſelbe in ihrer Baſis, in dem Winkel zwiſhen Donau und Jantra, gefährdet, und den Großfürſt-Thronfolger zwang, eine ſ{wierige Frontveränderung vorzunehmen und ſogar möglicher Weiſe eine Sqhlacht mit verkehrter Front anzunehmen. Die Bewegungen, welche zu dieſem höchſt intereſſanten Momente des Feldzuges geführt hatten, waren folgendermaßen zuſammenzufaſſen.

Nachdem Mehemed Ali ſeine Armee ſhon Ende Auguſt zwiſchen Eski-Djuma und Rasgrad zuſammengezogen hatte und den Ausgang der Kämpfe am Sqhipka-Paſſe erwartete, um dann zum Angriffe der ruſſiſchen Auſſtellung durch eine mit Suleiman Paſcha vereinigte Bewegung zu ſchreiten, jedo< die Angriffe auf den oben genannten Paß geſcheitert waren, ſo entſchied er ſi< für einen Offenſivſtoß gegen Nordweſten zu. Vor Allem wurden daher zwei Corps von je 20.000 Mann gegen die vorgeſchobenen ruſſiſchen Diviſionen bei Ajaslar und Karahaſſanfidi geworfen. Es gelang denſelben, die <hwachen ruſſiſhen Truppentheile auf Mehemedkiöi und Conſtanca zurü>zuwerfen; damit war die Flanke der vorrü>enden Hauptarmee gede>t. Dieſelbe rü>te nun auf der Rasgrad-Ruſtſhuker Straße bis Piſanca vor, vereinigte fſi< dort mit einem großen Theile der Ruſtſhuker Garniſon, welche über Kadikidi kämpfend vorgedrungen war, und rü>te über Niſowa und Solenik in zwei Colonnen bis Kaceljewo und Ablawa vor.

Am ds. September hatte, nahdem die türkiſche Cavallerie den Lom überſchritten und über Obretenik demonſtrirt hatte, der Angriff

Zimmerwann, Geſch, des oriénl. Krieges.

auf die ruſſiſ<hen Stellungen dur die Diviſionen Nedjib, Fuad und Aſſaf Paſcha von Ahmed Ejub Paſchas Armee ſtattgefunden. Die Ruſſen hatten bei Kaceljewo in ihrem Ceutrum ſtark verſhanzte Stellungen. Jhr linker Flügel ſtand bei Niſowa, der ’ re<te Flügel lehnte ſi an den Lomfluß an.

Eine heftige Kanonade leitete bei Solenik, wo der Serdar ſeinen Standpunkt hatte, um zehn Uhr Vormittags die Schlaht ein. Die Ruſſen antworteten heftig ; aber als die Diviſion Nedjib Paſchas mit 20 Bataillonen die Solenik gegenüberliegenden Höhen mit Sturm nahm, überſchritten auh die übrigen türkiſchen Diviſionen -den Solenika-Bah und drangen in zwei Colonnen auf | Kaceljewo und Ortſchinowa vor. — Schrittweiſe zogen ſi<h die Ruſſen zurü> und nahmen auf den Höhen weſtli< von dieſen Orten Stellung.

Nun fam die Schlacht momentan zum Stehen, welche Zeit die feindlihe Cavallerie benüßte, um gegenüber dem Thalgrunde vorzudringen, - Die ruſſiſhen Reiter wurden jedo<h dur< zwei türfiſche Cavallerie-Regimenter und vier egyptiſche Escadronen nach glänzender Attaque geworfen, worauf Kaceljewo von der Jnfanterie n ah blutigem Kampfe erſtürmt wurde.

Die Ruſſen, wel<he 3000 Todte und Verwundete, 3--bis 4000 Gewehre, 1300 Zelte, viele Munition8wägen und ſonſtigen Train zurü>ließen, wurden über die Abhänge der rehtsſeitigen Begleitungs8höhen des Lom heruntergejagt. Der Lom ſelbſt wurde von den Türken überſchritten. Nedjib Paſcha beſeßte den Ort Oſtrica, Fuad Paſcha ‘Kara- Vrbovka und Aſ\a d's ‘Diviſion Ablawa.

Ueberall trafen die Verfolger auf Spuren der furhtbarſten De8organiſation der Ruſſen. Alle von der türkiſhen Avantgarde beſeßten Orte wurden von ruſſiſchen Sterbenden und Verwundeten überfüllt gefunden.

Der Serdar, Mehemed Ali, der um vier Uhr Nachmittags“ in dem erſtürmten Kaceljewo eintraf, leitete perſönli<h die Schlacht. Jn ſeiner Suite befanden ſi< der engliſche Oberſt Lennox, Capitän Torcy ‘und der königli<h ‘ungariſche

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