Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Baſisler, gegen die re<hte Flanke der Poſition von Karahaſſankiöi vor. Die Ruſſen hatten mittlerweile Verſtärkung erhalten.

Gegen vier Uhr rü>ten nun zwei Bataillone der Brigade Sabit Paſcha von Baſisler in der Richtung auf Haidarkiöi. Etwa um dieſelbe Zeit gingen unter Commando Baker Paſchas ein Cavallerie-Regiment und einige hundert Tſcherkeſſen in der Richtung auf Popkisi vor. Nächſt dem Lom ſtieß Baker auf ruſſiſche Reiterei; er warf zwar dieſelbe zurü>, wurde aber in ſeiner weitern Vorrü>ung dur< das Feuer der auf den jenſeitigen Höhen poſtirten Jufanterie aufgehalten. Baker Paſcha wurden bei dieſer Gelegenheit zwei Pferde verwundet.

Um halb ſe<s8 Uhr Nachmittags erreichte der Kampf die größte Stärke. Es war der Moment, in wel<hem Sabit Paſcha in der Flanke des Gegners in die Action trat und den Kampf zu Gunſten der Türken entſchied. Es entwi>elte ſi< noch ein kurzes, aber außerordentli<h lebhaftes Geſchül- und Kleingewehrfeuer, worauf erſteres und bald darauf auh leßteres verſtummte. Die Ruſſen hatten ſi< in Eile, gede>t dur<h die Wälder, in der Richtung auf Gagowa auf's linke Lom-Ufer zurückgezogen. Um dieſelbe Zeit gelang es den Bataillonen Sabhit Paſchas den Lom zu überſchreiten. Um ſe<s Uhr waren die Ruſſen auf der ganzen Gefechtslinie im Rückzuge und fonnte die Schlaht als gewonnen betrahtet werden. Der Marſchall gab dieſer Anſiht au< Ausdru>, indem er ſi< mit den Worten gegen den Prinzen Haſſan wendete, dem eben von einem Diener eine Taſſe Kaffee gereiht wurde: „Hoheit, laſſen Sie jet auch mir eine Schale Kaffee reichen, die Schlacht iſt gewonnen!“

Die Türken erbeuteten in dieſem Gefechte eine Kanone, vier Munition8wagen, etwa 2000 Gewehre, zahlreihe Kleidungs- und Ausrüſtung8ſtü>e, 30 Proviantwagen. Die ruſſiſhen Verluſte wurden auf 4000 geſhäßt. Die Türken hatten 300 Verwundete.

Es lag niht in der Abſicht des ArmeeCommandanten, auh am jenſeitigen Lom-Ufer Terrain zu gewinnen; daher unterblieb ſowohl am 30. als den folgenden Tagen der Angriff auf Popkivi, woſelbſt die Ruſſen bedeutende Kräfte concentrirt hatten. Daher wurden auh die Vortruppen von Haidarkidi zurückgezogen und längs des re<hten Lom-Ufers poſtirt. Dagegen wurde die Poſition von Karahaſſankidi durch die Truppen des Prinzen Haſſan ſtark beſet und mit Rückſicht auf einen Angriff von Weſten und Nordweſten verſhanzt. Nedjib Paſcha rü>te am 31. Auguſt wieder zum Corps Ahmed Ejub nah Rasgrad ab. Das Gefechtsfeld bot am folgenden Tage nur wenige Spuren des Kampfes. Todte, Verwundete, Waffen Montur-

ſtü>e u. dgl. waren zum größten Theil hinweggeha; nur hie und da ſah man an abgelegenen Orten oder im Walde abſeits des Weges vereinzelt ruſſiſche Leihen — meiſt entkleidet. Verſtümmelte Leichen wurden niht gefunden.

Durch die kühne Offenſivbewegung Meh emed Ali Paſchas hatte ſih die Lage der Dinge gänzli<h verändert.

Der ruſſiſhe Eindringling, der kühne Eroberer, dem Osman Paſcha bei Plewna ſein erſtes donnerndes Halt zugerufen hatte, war nun ſelbſt auf die Vertheidigung angewieſen. Anſtatt über große Offenſiv-Unternehmungen, ſiegreiche S{hlachten, Bedrohung der Landeshauptſtadt und dergleihen Phantaſien zu berihten, war der ruſſiſche Staatsdraht verurtheilt, die Phaſen verlorener Schlachten, eines peinvollen Rückzuges zu verkünden. Die Rollen waren gewechſelt. Der Eroberer wurde zum hart bedrängten Vertheidiger und die ottomaniſhe Armee war zum Angriffe übergegangen.

Die Schlacht bei Karahaſſa nkiöi wurde auf ruſſiſher Seite von dem 13. Armeecorps, das von dem General Hah n commandirt wurdé, geſhlagen. Um deren Bedeutung abzuſ<hwäcen, ſu<hte man dieſelbe als Avantgarde-Gefeht darzuſtellen, und ließ den General Leonow, der höchſtens eine Diviſion jenes Corps commandirte, darüber berichten.

Von Seite der Türken hatten an der Offenſiv-Bewegung über den Kara -Lom -Fluß mit Mehemed Ali's perſönlihem Commando drei Diviſionen theilgenommen, und zwar die Diviſion Nedjib über Karahaſſankivi, die Diviſion Salih Paſcha über Jaslar und die Diviſion Aſſaf Paſha über Haidarksi. Die Ruſſen zogen ſi< anfangs in guter Ordnung zurü>, ihr Rü>zug artete aber, als die Türken eine heftige Verfolgung begannen, in regelloſe Flucht aus. Die ruſſiſhe Fnfanterie wurde von der eigenen Cavallerie und Artillerie niedergeritten und überfahren.

Der Tag endete mit einer vollſtändigen Niederlage des linken Flügels der Armee des ruſſiſhen GroßfürſtenThronfolgers. Die Ruſſen ließen 4000 Todte und Verwundete, 1 Kanone, 4 Munitionswagen, 30 Rüſtwagen, 2000 Gewehre und eben ſo viele Patrontaſhen auf dem Schlachtfelde zurü>. Zahlreiche Gefangene wurden von allen Seiten eingebracht.

Die mit ſo großem Erfolge angedeutete Offenſiv - Bewegung der Türken hatte am 30. Auguſt, alſo am Jahrestage der Thronbeſteigung des Sultans Abdul Hamid, begonnen und endete mit der völligen Niederlage der Ruſſen.

Eine weitere Folge dieſes großen ſtrategiſchen Erfolges war es, daß die Ruſſen ihre ſtark ver-