Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

mehr links, die Rumänen mehr re<ts vom Centrum. Die türkiſchen Poſitionen, die den Rumänen gegenüberlagen, waren von Natur und durh Kunſt die ſtärkeren. General Zatoff verließ am Vorabende der S<hlacht Poradim, um perſönlich die Anordnungen zur Schlacht zu überwachen.

Der Shlachttag bra<h an und es war kalt, aber tro>en und ein froſtiger Nebel bede>te den Grund, den die Sonne kaum zu zerſtreuen vermochte. Die lang erwartete Schlacht von Plewna begann am 7. September, Morgens gegen 7 Uhr. Seit der leßten Affaire hei Plewna waren die Ruſſen -in und um ihre Poſitionen vor Poradim, Zgalnice, Paliſat und Bogot herum müſſig geblieben. Erſt wenige Tage vorher wurden ſie dur<h die Türken, welche ungeachtet der jenſeits des Balkans von Suleiman Paſha entfalteten Energie augenſcheinli< hier eine Kraftprobe fürchteten, beunruhigt. Sechs türkiſhe Regimenter aus Plewna verſuchten die bedrohte Stadt Grivißa zu erreichen, aber vergebens. Es ſchien eine große Erleichterung für Jedermann, Offiziere und Mannſchaften, ermüdet dur< den ewigen Müſſiggang oder das Planen und Ausführen von Erdwerken zu ſein, als es hieß, daß etwas gethan werden ſolle. Während der leßten zwei oder drei Tage fam neues Leben in die halbſ<hlummernden Armeen. Regimenter und Diviſionen verſ<hwanden raſh und geheimnißvoll, und ihre Pläße wurden ſhnell von neuen Ankömmlingen eingenommen. Lange Artilleriezüge kamen an, darunter ungeheure Belagerungs-Kanonen, welche lange auf der Straße unweit Siſtowo gelagert. Jede derſelben wurde von etwa zwanzig Ochſen vorwärts befördert. Am Sonntag fam der neue Commandant en chef der Armee vor Plewna, der Herrſher Rumäniens, Prinz Karl von Hohenzollern, mit einem glänzenden Gefolge an. Es ſchien -ni<hts weiter zu fehlen als der Befehl, den Angriff zu beginnen. Dex Sieg bei Lowtſcha hatte dieſen Befehl mögli<h gemacht, denn mit der vollſtändig entwi>elten Flanke und der von den drei rumäniſchen Diviſionen eingenommenen re<ten Flanke ſtand vor Plewna, Zatoffs urſprünglihes Commando mit eingere<hnet, eine Kampfarmee von mindeſtens 100.000 Mann. Die Türken unter O8man Paſcha waren angebli<h numeriſ<h ebenbürtig, wenn niht überlegen, und hatten gleihzeitig den Bortheil ſtarker Poſitionen auf der Plewna umgebenden Hügelkette. Die Rumänen nahmen die re<te Flanke bis über Arbiya hinaus ein. Das ruſſiſhe Centrum dehnte ſi< von Zgalnice und Paliſat na< Bogot aus, während die linke Flanke die ſiegreihe Streitmacht von Lowtſcha bildete. Es war muthmaßlih der ruſſiſhe Plan, die Türken noch hineinzutreiben und womöglich deren Rü>zug dadurch, daß Theile von Jmeree-

tinsfky's Diviſion und ein Theil der Rumänen eine Flankenbewegung machen, abzuſchneiden und ein orientaliſches Sedan zu bereiten. Die Schlacht ſollte den Charakter der entſcheidenden des Feldzuges annehmen. Die S<lacht hatte hegonnen. Sie hatte bereits zehn Stunden gewüthet, aber es war ledigli<h ein niemals verſtummender Artillerie-Zweikampf. Die türkiſche Redoute auf den Anhöhen oberhalb Griviya war den ganzen Tag hindur<h von den ruſſiſchen und rumäniſchen Batterien von allen Seiten des dieſelbe beherrſchenden Plateaus beſchoſſen worden.

Außer der langen Redoute waren nur wenige türkiſhe Batterien längs des ſi< von Grivißa bis Plewna ausdehnenden Thales vorhanden. Ruſſiſcherſeits wurde während der Nacht jede Kanone hewunderungs8würdig in Poſition gebraht, mit Ausnahme der großen Belagerungsgeſhüße, welhe in der Dunkelheit auf dem unrehten Hügel, etwas weiter zurüd>, als beabſichtigt war, aufgepflanzt wurden. Die Ruſſen hatten während des Tages einige Aufregung dur<h das Erſcheinen des Czars ſelber auf dem Schlachtfelde. Seine Aengſtlichkeit hatte ihn bewogen, die Scene einer Action zu beſuchen, die aller Wahrſcheinlichkeit na< die entſcheidende des Feldzuges ſein ſollte. Es war der Fahr estag der Krönung des Czars. Auf einen Theil des Feldes ſtand eine roh gezimmerte Tribüne, welche für den Gebrau< des ruſſiſchen Kaiſers, außer Schußbereich, errihtet worden war. Der Großfürſt Nikolaus beſuchte während des Tages das Feld, und den Fürſten Karl ſah man gelegentli<h mit ſeinem Stabe den Verlauf des Bombardements beobachten.

Die Kanonade dauerte den ganzen Tag. Abends beſebßte der ruſſiſche linke Flügel die Anhöhen ſüdli< von Plewna mit einem Berluſte von 500 Mann. Das Centrum und der re<hte Flügel näherten ſi< den türkiſchen Befeſtigungen auf 600 bis 700 Faden. Das Dorf Urſchißa (Urbißa ?) wurde dur< die Ruſſen beſet. Die Kanonade dauerte die ganze Nacht.

Es war beſtimmt, daß der Sturmangriff ſhon am 7. September Nachmittags um fünf Uhr hätte beginnen ſollen, aber die türkiſche Uhr geht ſtets mehr oder weniger langſam, und es geſchah, daß in Folge des ſpäten Aufbruhes und der Verzögerungen auf dem Marſche die Truppen auf die anberaumte Zeit niht ganz in Poſition waren, und ſo wurde der Angriff verſchoben. Am folgenden Tage war nunmehr die Fnfanterie in Poſition, auf das Commandowort wartend. Gegen Mittag wurde die ruſſiſhe Jufanterie in Plänkler-Ordnung vorgeſchoben. Die Regimenter Archangel und Uplaskosfky folgten ihr dur< die Maisfelder auf der mittlern Bodenerhöhung und trieben die türkiſchen Vorpoſten