Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

zurü>. Die Artillerie erſhien dann und kam auf furze Schußweite gegen eine türkiſ<he Redoute in Action. Die Ruſſen hatten nun drei Feuerlinien: als erſte Feldgeſhüße unten im Mais, als zweite ebenfalls Feldkanonen auf den nördlihen Ahbdachungen hinten und die großen Kanonen dahinter. — Das türkiſhe Gegenfeuer, hauptſächlih gegen die ruſſiſche erſte Artillerie-Linie gerihtet, war ſehr ſ{<arf. Der Boden wurde in allen Richtungen dur< ihre Granaten aufgewühlt. Kaum wurde irgend welcher Schaden gethan. Die Fnfanterie lag ruhig in den Höhlungen längs des Maisfeldes, und die feindlihen Geſchoße flogen meiſtentheils über ihre Köpfe hinweg. Der ruſſiſhe Feuergürtel wurde enger um die türfkfiſhen Poſitionen herangezogen, aber deren Einnahme ſollte niht von Kanonen, ſondern von der Tapferkeit von Männern mit Waffen in den Händen abhängen. Der Kaiſer, Fürſt Karl und der Großfürſt Nikolaus beſuhten das Actionsfeld. —

Doch auch am zweiten Tage blieb der Kampf unentſchieden. Am 9. beſchoſſen die ruſſiſchen Batterien Plewna den ganzen Tag von einer Entfernung von 600 bis 700 Faden. Morgens machten die Türken einen kräftigen Ausfall gegen den ruſſiſchen linken Flügel, wurden jedoch mit großen Verluſten zurü>gewieſen. Die Rumänen machten eine dreiſte Recognoscirung einer feindlihen Redoute, welche ein heftiges Gewehrfeuer eröffnete, das aber dur die concentrirten Schüſſe mehrerer der ruſſiſhen Batterien zum Schweigen gebracht wurde. Eine ihrer Belagerungsbatterien wurde Abends an eine andere Stelle gerü>t, um das türkiſche befeſtigte Lager zu beſchießen. Nachts fand eine ſtarke Kanonade ſtatt, und wurde dieſelbe am folgenden Morgen um fünf Uhr mit großer Kraft erneuert. —

Spät Abends beſetzte der linke Flügel unter General Sk obele ff noch eine Anhöhe, von welcher es mögli< war, das feindliche befeſtigte Lager und die Stadt zu beſchießen. Der Feind leiſtete nur ſ{<wahen Widerſtand. Auf der Straße nah “Sofia .\{<lug die Cavallerie die gegen dieſelbe aus Plewna herau8gekommenen berittenen Tſcherkeſſen zurü>. Auch der vierte Tag der fürcterlichen Artilleriekämpfe brachte feine Entſcheidung, denn die Haupt-Kampftage waren der 11. und 12. September; indem an dieſen dur< Eingreifen großer Fnfanterié -Maſſen die Schlacht ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Unter fur<tbaren Verluſten war es endlich den Ruſſen am 11. gelungen, einige türkiſche Verſhanzungen vor Plewna dur<h Sturmangriff in ihre Gewalt zu bekommen. — Darunter auh die Redoute von Grivita. Fünf- oder ſe<8mal wurde diesmal der Sturm wieder vergeblich wiederholt. Die Redoute ſpie Tod und Verderben in die Reihen der Anſtürmenden, und ohne die ſtarken

Reſerven wäre diesmal nichts gegen das ſtarke Bollwerk ausgerihtet worden. Die ruſſiſchen Generale wollten dèn Namenstag des Cz aren niht mit einer Niederlage beſiegeln, und ſo wurde Regiment auf Regiment vorgeführt.

Der 11. September war ver blutig ſte Tag in dem Feldzuge bis dahin. Die Verluſte desſelben überſtiegen ſelbſt die der Shlaht vom 30. Juli. 2000 Todte und 5000 bis 6000 Verwundete waren nah der niedrigſten Schäßung dem Sturme zum Opfer gefallen. Das Regiment Archangel, wel<hes {on in den zwei erſten Schlachten von Plewna ſo furhtbargeblutet hatte, wurde diesmal faſt vollſtändig aufgerieben. Es hatte in dieſem Feldzuge ſhon zwei Oberſte verloren. Jn der erſten Schlacht von Plewna fiel ſein Oberſt Roſenbaum und nunmehr deſſen Nathfolger Oberſt Schlütter. Außerdem litt beſonders ſtark die 3. Schübenbrigade, welche von Lowtſ<a als Berſtärkung vor Plewna berufen wurde und deren commandirender General Dobrowolsfy an der Spiße des 11, Schüßen-Bataillons den Tod fand. Ein anderer General von den Don-Koſaken, Rodionoff, wurde verwundet.

Die Türken zogen ſi< am Abend in guter De>ung aus den vorderſten Redouten zurü>. Sie verloren weder Gefangene no< Geſchüte, nur eine Batterie wurde, weil dieſelbe demontirt und gänzli< unbrau<hbar geworden war, von ihnen im Stiche gelaſſen. Der Muth der Türken ſchien troß der an Zahl bedeutend überlegenen feindlihen Artillerie, wel<he über 300 Feuerſ<lünde zählt, keineswegs gebrochen. Entſchieden war aber der Kampf an dieſem Tage noh nict.

Die Erſtürmung der Redoute von Grivißa, welhe als der Shlüſſel von Plewna galt, war dur<h Beſchießung aus hundert Geſchüßen eingeleitet worden. Nach viertägiger Kanonade griffen am 11. die vereinigten ruſſiſhen und rumäniſchen Armeen die Poſition von Plewna von der Südſeite an. Die Rum &nen ſtanden auf dem re<ten Flügel in der Nähe von Grivißa, dann das 9. Armeecorps Krüdener's zu ihrer Linken, demnächſt Zatoff's 4. Corps mit Fmeretinsky und Skobeleff, die eine gemiſchte Streitmacht von 20.000 Mann befehligten, an der äußerſten Linken. Die Türken hatten vierzehn ſtarke Redoutén und Batterien verbunden dur<h Schußgräben. Vier Redouten beherr\<ten die Rü>zugslinie auf der Straße nah Sofia, die anderen dehnten ſi< über eine zehn Meilen lange und drei Meilen breite Stre>e in Hufeiſenform aus, und die größte Redoute in der Nähe von Grivißa bildete den öſtlichſten Punkt des Hufeiſens. ts

Skobeleff, um elf Uhr auf die SoſtaRedoute vorrü>end, wurde von den Türken an-