Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
gerührt. Er wurde unter Begleitung einiger Offiziere nah Stambul geſandt, wo er ſi< vor dem in Permanenz befindli<hen Krieg8gerihte wegen der von ihm perſönlih anbefohlenen Räumung der Fantra-Linie zu verantworten hatte. Die Generale Rifaat und Zab yt, von denen der Erſtere ſofort ſammt ſeinem Herrn und Meiſter Achmed Ejuhb abgeſhoben wurde, während der Lettere von Suleiman nur ſuspendirt wurde, hatten ähnliche Briefe über Mehemed Ali, von Lüge und Verläumdung ſtrovend, an Namyk Paſcha, den Chef der Dari-Choura, geſchrieben, - auh mit ihrer Namensunterſhrift den Jnhalt der Briefe Ah med Ejub's beſtätigt und ſo zum Sturze des Mannes beigetragen, der ſie zu Rang und Würden erhoben hatte. Die Urſache ihrer Abſeßung war indeß weder Mehemed Ali, noh Suleiman, ſondern — Fuad Paſcha, dem es gelungen war, einige der Schwindeleien, welche, Rifaat und Zabyt unter des Serdars Augen dur< nahezu zwei Monate getrieben, ans Tagesliht zu bringen.
Es war eine Art Rü>verſiherungs ge\<äft, mit welhem beide Herren ſeit ſo langer Zeit ſi< befaßten und welches von ihnen ſyſtematiſch betrieben, ihnen bereits goldene Früchte gebracht. Dasſelbe beſtand darin, daß der Gene_ralſtabs<ef Rifaat bei jedem Gefechte ſtets den Liva Zabyt in ungebührliher Weiſe in ſeinem Rapport herausſtri<h. Der Leiſtungen anderer Generäle wurde mit keiner Silbe Erwähnung gethan. Zab yt wiederum pries, ſo oft ex in der Lage war, eine Meldung an den Marſchall zu madchen, die vortrefflichen Dispoſitionen des Generalſtabschef, ſo daß Mehemed Ali beiden Generälen den wohlverdienten Ferik-Rang ſchleunigſt verlieh. Endlich kam die Geſchichte ans Tageslicht.
Die beiden Ehrenmänner waren auh ſchließli< ein wenig zu ke> geworden in ihrem Metier. Nachdem die erſtenmale, bei Fazlar beiſpielweiſe, dann bei Karahaſſankivi, Salieh und Nedjib Paſha die Uebertölpelten geweſen waren, deren wirklihes Verdienſt todtgeſ<hwiegen wurde, und die ſi< dies, beide ruhige, ſelbſtloſe Männer, ruhig gefallen ließen, wagten ſi< die beiden Compagnons au< an Fuad heran. Laut dem Berichte Rifaat’s an den Serdar war der Sieg
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von Kazeljewo abermals der beiſpielloſen Tapferfeit und Genialität Zaby t's zuzuſchreiben, während in der That kein anderer als Fuad es war, der dur< ſeinen kühnen Frontal-Angriff auf die feindlichen Redouten die Schlacht gewann.
Erſt einige Tage na< dem Treffen gewann Fuad zufälliger Weiſe Einſicht in den gefälſchten Bericht Rifaat's und in jenen Zabyt's, wel leßterer von Beſcheidenheit triefte und bei jeder Zeile die heilig beſ<worene Verſicherung abgab, daß nur Rifaat’s Verfügungen das glüliche Reſultat des Tages zu danken ſei. Fu a d wandte ſich ſofort an den Generalſtab8<ef mit der gemeſſenen Aufforderung, der Wahrheit die Ehre zu geben und den falſhen Schlachtenbericht ſofort zu berihtigen. Mehemed Ali nahm ſeine beiden Lieblinge in Schuß, und da ſeßte denn Fuad eine Beſhwerdeſchrift an's Seraskierat gegen jene Palrone auf, deren Verhalten in ſcharfen Worten geißelnd. Da kam er aber ſ{ön an; denn an der Spiße des nun verwaiſten Kriegsminiſteriums ſtand als Kamaikam der Ferik Bhos8por Muſtapha, welcher gleichzeitig der Schwiegervater Achmed Nifaat's iſt und doh nicht eine kriegsrehtlihe Unterſuhung, gegen ſeinen Schwiegerſohn einleiten konnte. Er legte alſo die Geſchichte zu den Acten und glaubte auf dieſe Art Friede zwiſchen den ſtreitenden Parteien hergeſtellt zu haben.
Jndeß wu<s die Verſtimmung im Lager in hedenfliher Weiſe. Sal ieh und Nedjib wurden gegen ihren Willen gezwungen, eine Rolle in dieſem Schauſpiele anzunehmen, und der Zwiſt ſete das ganze Lager in Aufregung.
Mitten in dieſes wirre Durcheinander fiel Suleiman wie eine Bombe hinein. Um ihn drängte ſi< nun Alles, Jeder von ihm Satisfaction, Gerechtigkeit, Abhilfe, Gott weiß was Alles, verlangend. Suleiman hatte es in einigen Minuten heraus, wer im Rechte, oder im Unre<te war. Ein Feind aller langen Proceduren, ſandte er ſlra>s Rifaat Paſha ſeinem geliebten S<hwager Achmed Ejub nah, während Zaby t, deſſen Mitſchuld Suleiman noh nicht für erwieſen hielt, vorläufig vom Diviſionscommando ſuspendirt wurde.
General Totleben und die Einſchließung von Ylewna.
Den Schwerpunkt allex Operationen in Bulgarien bildete nun, na<hdem am Lom ſeit längerer Zeit ein Stillſtand eingetreten war, noh Plewna, Es konnte mit der berühmten Krimfeſtung verglihen werden. General Totleben wurde herbeigeholt, um ſeine Kennzeichen abzu-
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geben, ob die Fortſeßung der Operationen gegen Plewna räthli<h oder niht durchzuführen ſei. Das konnte er nur an Ort und Stelle beurtheilen. Er mußte die Poſitionen Osman Paſchas vom Standpunkte des JFugenieurs aus beſichtigen und mußte dann urtheilen, ob Plewna