Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
umgeben, deren ih mich gerne entledigt hätte; ih unterließ dies, nun haben ſie die erſte Gelegenheit ergriffen, ſi< meiner zu entledigen." „Jhre Ungnade kann niht von Dauer ſein,“ ſagte ih, „man wird Jhrer hald wieder bedürfen.“ „Jh hoffe, nein. J< wünſche von Herzen, daß man ſi< au< ohne mi< aus der Klemme möchte ziehen können. J<h bin feſt entſchloſſen, keine Schritte zur Aufklärung der Sace zu unternehmen, ſondern hier ruhig abzuwarten, was über mi< beſ<loſſen wird.“
Er ſpra< nun auh von der Stellung der Ruſſen, die er eine vortrefflihe nannte. Seine Erläuterungen, bei welchen er ſ<ließli< von der Verlautung eines Friedens ſprach, endete er mit den denkwürdigen Worten: „Die Köpfe ſind no< zu erhißt, als daß jezt an eine Einigung zu denken wäre. Die Delegirten beider Mächte müßten erſt dur< einige Douchen kalten Donauwaſſers abgekühlt werden, ehe ſie an die Berathungen herangingen; denn uns ſind die Siege zu Kopfe geſtiegen und den Ruſſen die Niederlagen.“
Kurze Zeit vor ſeinem Sturze hatte eine in Magdeburg wohnende Verwandte Mehemed Ali's, des ehemaligen Magdeburger Charles Detroit, an denſelben einen Brief geſchrieben, auf wel<hen ſie folgende Antwort erhielt : „Bodita, 7./19. September 1877. Liebe Couſine! Meinen herzlichen Dank für Deinen freundlichen Brief. Leider iſt meine Zeit ſo beſchränkt, daß i< Dir diesmal nur wenige Worte antworten kann. Jh werde nie die Güte vergeſſen, mit wel<her mi< Dein ſeliger Vater in Eueren Kreis aufnahm. Grüße Deine Schweſter B. rect herzlih von mir. Jh beabſihtige nah dem Kriege eine Reiſe nah Deutſchland zu machen und werde Euh in dieſem Falle ſicherli< in Magdeburg beſuchen. Auf die Photographie, liebe E., mußt Du bis zu meiner Rücfehr nah Conſtantinopel warten. Mes compliments et une bonne poignet de main à mari. (Meine Empfehlungen und einen warmen Händedru> an den Gatten.) Dein ergebener Couſin Mehemed Ali, oder, wenn Du es vorziehſt, Charles."
Auch einige zu Dresden lebende Magdeburger hatten einen Begrüßungsbrief an ihren ehemaligen Landsmann nah dem Kriegsſhauplaß gerihtet. Dieſelben erhielten ſpäter, von Conſtantinopel aus, folgende Antwort :
„Meine geehrten Herren Landsmänner! Herzlichen Dank für ihren werthen Brief vom 10. September. So lange ih das Obercommando an der Donau hatte, fehlte es mir an Zeit, Jhnen zu antworten. Doch beſſer ſpät denn gar niht an Diejenigen denken, die ſi< für uns intereſſiren.
Hier in Conſtantinopel hat man es ſehr bald eingeſehen, wie ſehr man ſi< bei meiner
918
Abberufung übereilt hatte. Man hat mir jeßt (October) das Obercommando in Bosnien, Novi-Bazar und der Herzegowina gegeben. J<h hitte Sie, mir Jhre wohlwollenden Wünſche mit auf den Weg zu geben. Hochahtungsvoll M ehemed Ali,"
Aber die Nemeſis, die rächende Göttin, ſollte bald na< Ali's Sturze ihres Amtes walten.
Kaum vierundzwanzig Stunden waren verfloßen, daß Mehemed Al i, ein Opfer kaiſerlihen Undankes und alttüxkiſher Ränke, das Heer verlaſſen mußte und ſ{<on traf einen der Haupturheber ſeines Sturzes dasſelbe Schi>ſal. Eine der erſten Handlungen des neuen Armee-Obercommandanten war: Ahmed Ejub und deſſen Helfershelfer Rifaat mit gebundener Marſchroute na< Stambul zu ſchi>en. Dieſe Verfügung, am erſten Tage ſeines Amtsantrittes, hatte Suleiman alle Herzen gewonnen. Denn es war kaum glaublich, wie ungeheuer verhaßt Ahmed Ejub und ſein Creaturenheer im Lager waren und wie beſonders der gemeine Mann, der unter ſeiner Herrſchaft hungern und darben mußte, ihn verabſcheute. Ahmed Ejub, der Orgien feierte, während der Feind im Lande ſih ausbreitete, der Stellung um Stellung dem Gegner leiten Kaufes überließ und am liebſten bis Schumla zurügegangen wäre, wenn ihn die Nuſſen dazu gedrängt hätten, der, ſtatt den neuen Serdar zu unterſtützen, deſſen Thatkraft lähmte, ſeine Pläne durhkreuzte und redli<h das Seinige beitrug zu dem Scheitern der Entwürfe Mehemed Ali's, war der beſte Bundesgenoſſe des Czaren.
Man erfuhr, in welher Weiſe dieſer „Ehrenmann“ Mehemed Ali aus der Gunſt des Sultans verdrängte und auf die erbärmlichſte Art verläumdete. „Es vergcht fein Abend,“ ſchrieb er an Said Paſcha, den Palaſtmarſchall, „an dem niht Mehemed Ali mit dem Zeitungs-Correſpondenten bei Champagner und Kartenſpiel zuſammenſißt; die ganze Naht wird dur<ſ<welgt und ſtatt Kriegsrath zu halten mit ſeinen Generalen, feiert er die ſhändlihſten Orgien, wie unſittlihere no< nie in einem Türkenlager vorgekommen.“ Währenddem ſahen Alle mit eigenen Augen, wie zu einer Zeit, als Siſtowo und Biela bereits den Ruſſen in die Hände gefallen, in Ahmed Ejub's Lager ein ſ\{<ändliches Treiben ſi< entwi>elte; zwei oder drei junge Frauen in Offiziers- Uniform liefen dort herum und trieben ihre Allotria mit den Adjutanten. Ach medEjub hatte aber gehofft, na<h Meh emed Ali's Sturz ſelbſt Serdar zu werden, wurde aber aus allen Himmeln geriſſen, als ihm Suleiman mit tro>enen Worten anzeigte, daß er no< am ſelben Tage das Lager zu verlaſſen habe. Ahmed Ejub war wie vom Donner