Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
war fein bloßer Zufall, daß dieſe verunglü>te Offenſive des Großfürſten-Thronfolgers an demſelben Tage (24. October) in Scene geſetzt wurde, an welchem General Gurko ſeinen ſiegreichen Angriff gegen die Poſition von Gorni-Dubnik machte. Es ſollte auf der einen wie auf der anderen Seite zu gleiher Zeit ein großer Erfolg errungen und hierdur<h die Türkei mürbe gemacht werden. Aber nur im Weſten iſ dieſes Vorhaben gelungen, die Armee Suleiman's dagegen ſtand unberührt und drohend auf wohl verſchanzten und gut ausgewählten Poſitionen da.
Bei dieſer Recognoscirung am 24. October wurde, wie {hon erwähnt, der Prinz Sergius, Herzog von Leuchtenberg, getödtet. Er erhielt eine Kugel in die Stirne. Dieſer Tod des Soldaten krönte in würdiger Weiſe die allzukurze Laufbahn des jungen Prinzen und verurſachte allgemeines Bedauern.
Der Prinz war am 20. December 1849 geboren und bekleidete den Rang eines Flügeladjutanten des Kaiſers Alexander von Rußland. Er war der drittgeborene Sohn des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg, welcher ſi< am 14. Fuli 1839 mit der Großfürſtin Maria Nikoiajewna, des Kaiſers Nikolaus älteſter Tochter, vermälte; am Tage nah der Vermälung erſchien ein faiſerlihes Manifeſt, wel<hes dem Herzoge, dem Sohne des Prinzen Eugen von Beauharnais, das Prädicat „kaiſerlihe Hoheit“ beilegte. Seine Kinder führen ebenfalls dieſen Titel und ſeit 1852 als Mitglieder des ruſſiſhen Kaiſerhauſes auh den Zunamen Nomanowski. Der Vater des Gefallenen, Herzog Maximilian, ſtarb am 1. November 1852, und die Witwe, eine Schweſter des regierenden Kaiſers von Rußland, heiratete darauf ihren Stallmeiſter Stroganoff, der ſpäter in den Grafenſtand erhoben wurde.
Die Leiche des gefallenen Herzogs Sergius v. Leuchtenberg wurde feierlih dur< Bukareſt nach Petersburg geführt.
Der Majoratsherr dieſer Familie, die ſi in Bayern ſchon in früheren Zeiten die größten Sympathien erworben hat, iſt Herzog Nikolaus von
“Leuchtenberg. Von ſeinem Gute Stain (in Oberbayern) aus reiſte Herzog Nikolaus {hon Ende Mai in's kaiſerlich ruſſiſche Hauptquartier ab und übernahm das Commando einer Cavallerie-Brigade, welche der Armee-Abtheilung des Generals Gurko beigegeben wurde. Manche Kämpfe dieſes gänzlich iſolirten Corps hat der Herzog in ſelbſtſtändiger Dispoſition geleitet und durchgeführt. Es war Herzog Nikolaus, der mit ſeiner CavallerieBrigade die von bedeutender Ueberzahl vertheidigte Stadt Kaſanlifk einnahm. Bei Eski-Saghra war deſſen Abtheilung von den Truppen Suleiman Paſchas vollſtändig eingeſchloſſen, aber nach dreitägiger Schlacht dur<hbra<h der Herzog die Cer-
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nirung und vereinte ſeine Truppen wieder mit dem Gros der Armee-Abtheilung des Generals Gurko. Ausdrü>lih für dieſe beiden Affairen erhielt auh Herzog Nikolaus von dem Czar das St. Georgs-Kreuz und einen goldenen Ehreuſäbel. Mukhtar Paſca in der Sd)
Die Erſtürmung von Kars dur die Ruſſen am 18. November.
Die Ruſſen hatten in Armenien mit abwe<ſelndem Erfolge gekämpft. Kars war troß einer monatelangen Belagerung — nicht gefallen; und Erzerum, das Ziel ihrer Wünſche war von ihnen noh unerreiht. Mukhtar Paſcha hatte {hon ſeit mehreren Monaten eine Stellung nordöſtlih von Kars eingenommen ; er hatte die dort befindlihen Höhen zwiſchen Chalifoglu und Chod-
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