Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
\hawala beſeßt und befeſtigt. General Melikoff, welcher in den legten Tagen des Monats September die erſte Grenadier-Diviſion unter General Roop als Verſtärkung erhalten hatte, glaubte am 2. October den Moment gekommen, Muk htar Paſha anzugreifen und durch eine große Entſcheidungsſhlacht den diesjährigen Feldzug zu ihren Gunſteu zu wenden. Wie bei jeder ihrer Operationen, hatten die Ruſſen au< diesmal den ſtrategiſhen Zwe> in den Vordergrund geſtellt, bevor ſie no< den taftiſhen Schlag geführt hatten.
loht vom 2. October 1877
Anſtatt dur< einen überwältigenden Angriff Mukhtar Paſha zu ſchlagen und aus dieſem Siege die ſ\trategiſhen Conſequenzen zu ziehen, verſuchten ſie, dieſe ausbezahlt zu erhalten, bevor ſie noh den Sieg erfochten hatten. General Loris-Melikoff wollte die Türken umgehen, ſie von Kars abſchneiden und gegen den Grenzfluß Arpa-Tſchai drängen. Die Operation ſchien anfängli< zu gelingen, und Mukhtar Paſcha wurde von Kars ab und gegen Ani am ArpaTſchai gedrängt, wo eine andere ruſſiſche Colonne bereit ſtand, um die Türken zu empfangen und
ſie zwiſchen zwei Feuer zu nehmen. Kaum hatten ſich jedo< die Türken von ihrer erſten Ueberraſhung erholt, als ſie ſi< den Angreifern entgegenwarfen und ſie zurü>drängten. Mukhtar Paſha hatte ſomit den Angriff Meliko ffs glänzend zurü>gewieſen und die Verbindung mit Kars wieder hergeſtellt. Die Ruſſen konnten übrigens von Glü> ſagen, daß die türkiſhen Truppen dur die zwölfſtündigen Kämpfe ſehr ermüdet waren, denn ſonſt hätten die umgehenden und in Folge des mißglü>ten Angriffes ſelbſt
umgangenen Truppen Melikoff's gegen Kars
gedrängt und von ihrem Rückzuge abgeſchnitten werden können.
-Am 3. October wurden alle ruſſiſchen Angriffe zurückgewieſen, am 4. October wurde jedoch, angebli<h wegen „Waſſermangel“, der rehte Flügel von den am 2. October beſegzten Höhen zurügezogen. Das Reſultat der dreitägigen Kämpfe war ſomit Null und hatten die Türken alle Angriffe der Ruſſen zurü>gewieſen.
Doch nicht lange ſollte ſi< der Ghazi Muk htar Paſcha ſeines Sieges erfreuen, denn {on am 15. October wurde derſelbe auf's Haupt geſchlagen.
Karajal, die Reſidenz des Großfürſten Michael, war in großer und freudiger Aufregung über den Sieg, den die ruſſiſhe Kaukaſus-Armee am 15. October über den gefürchteten, bis8her unüberwundenen Mukhtar Paſha nach ſo vielen vergeblichen Anſtrengungen endli< errungen hatte. Es war diesmal fein eingebildeter Sieg, wie der am 2. October, ſondern ein wirklicher, voller und entſcheidender. Wenn man auh no< immer nicht vermocht hatte, Mukhtar Paſcha ein Sedan zu bereiten, ſo war ihm doh ein „Wörth“ nicht erſpart geblieben. Die Hälfte der Armee Mukhtar Paſchas war theils zerſprengt, theils gefangen, theils todt oder verwundet, die andere Hälfte hatte den eiligen Rü>zug nah Kars antreten müſſen, auf welche Feſtung ſi< nunmehr die ganze Aufmerkſamkeit der Ruſſen richtete, die ſie auh endli< zum Falle brahten — für die Türken ein ſ{<werer Schlag.
Die Erſtürmung war urſprünglich für den 13. d. anberaumt geweſen, wurde aber in Folge der ſhle<ten Witterung bis auf den 18. verhoben, General Lazareff mit der 40. Diviſion befehligte den rehten Flügel und griff das Fort Hafiz Paſcha an. General Graf Grabbe griff mit einem Regiment Moskauer Grenadiere und einem Regiment der 39. Diviſion im Centrum das Khanly-Tabia, das Louwarry-Tabia, die Thürme und die Citadelle an, während die Brigade aus Ardahan und ein anderes Regiment Moskauer Grenadiere unter den Generalen Roof und Komaroff am 18. um halb 9 Uhr Fort Engliſh angriffen.