Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

das 13, Corps Fürſt Donduchow. Bei Opaka, Polamarska und Copace die 26. Diviſion des Generals Dellingshauſen, weiter ſüdlich bis Kirlictar, Kozarevaß undSalatarißa das 11. Corps. Endlich ſtand bei Bebrowa und Elena die 9, Diviſion Fürſt Mirski des 8. Corps. Als gemeinſchaftliche Reſerve ſtand die 3. Grenadier-Diviſion General Danilow in Biela.

Die 9. Diviſion in Elena hatte Verbindung mit der Balkan-Armee, welche aus der 14. Diviſion des achten Corps, der 1. Brigade der 24. Diviſion, der 4. Schüßenbrigade und der bulgariſchen Legion beſtand. Dieſe Armee wurde von der Balkan-Armee Ahmed Ejub's in den Päſſen von Schipka, Hankiöi und Trawna feſtgehalten. Der Angriffspunkt, den Suleiman Paſcha gewählt hatte, war ſehr gut, indem er bei dem Vormarſche auf Tirnowa in ſeiner linken Flanke dur< den Balkan gede>t war und auh auf eine theilweiſe Unterſtübung von Seite Ahmed Ejub's rehnen konnte.

Die Schlacht ſelbſt bot folgendes Bild:

Bald nah Tages$anbruch dirigirte Suleiman zwei Brigaden gegen Mariani, eine von ſe<zehn ſtarken Bataillonen ruſſiſ<her Jnfanterie und zwanzig Kanonen beſetzte, ſtark befeſtigte Poſition. Das Gefecht eröffnete ſih mit einem ſcharfen Artillerie-Zweikampf, dem ein raſhes Vorrücken der türkiſchen Jnfanterie folgte. Die Ruſſen thaten ihr Beſtes, um den Angriff zurüzuweiſen, aber die Ottomanen, mit lautem Hurrah vorwärtsſtürmend, nahmen die feindlihe Poſition in wenigen Minuten und vertrieben deren Vertheidiger mit ungewöhnliher Schnelligkeit. Hierauf zogen die Ruſſen ſi< mit ihren Kanonen nah einer verſhanzten Höhe bei Elena zurü>, wo ſie eine verzweifelte Anſtrengung machten, das Vordringen der Türken zu hemmen. Der Kampf wurde nun für mehrere Minuten ſehr heiß. Den Türken mangelte die Unterſtüßung von Artillerie, welche es des Terrains wegen ſehr ſhwierig fand, vorzurü>en. Suleiman ließ demgemäß die Angriffscolonne Halt machen und brachte mittlerweile ſeine Artillerie herbei. Zu gleicher Zeit {ob er eine friſhe Brigade auf dem linken Flügel vor, zu dem Zwe>, den ruſſiſhen re<ten Flügel zu umgehen. Dieſe Bewegung wahrnehmend, eröffneten die Moskowiter ein heftiges Feuer auf dieſe Brigade, aber ſie empfingen augenbli>li< einen ſhre>li<hen Granaten- und Kugelhagel von Seite der türkiſchen Batterien und der vor denſelben aufgepflanzten Bataillone.

Suleiman entſendete jeßt eine weitere Brigade zum Angriff des ruſſiſchen linken Flügels,

deſſen Verbindung zwiſhen Elena und Tirnowa

bedrohend. Außer Stande, dieſen combinirten kräftigen Angriffen zu widerſtehen, begannen die

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Moskowiter augenbli>li< einen Rü>zug, den ſie unter einem verheerenden türkiſhen Feuer bewerkſtelligten, indem ſie Schuß innerhalb der das Jnnere der Poſition von Elena bildenden Redoutenlinien ſu<hten. Zur Vorbereitung eines neuen combinirten Angriffes concentrirten ſi die Türken nun, und da die Artillerie mittlerweile raſh in Poſition gebra<t worden, gah Suleiman um drei Uhr Nachmittags Befehle für einen allgemeinen Sturmangriff auf Elena. Seine Truppen avancirten in offener Ordnung, gut unterſtützt dur< die ſhweren Kanonen. Längs der ganzen Linie wurde der Kampf nunmehr ein verzweifelter, aber die Türken“ gewannen beſtändig Boden. Die Ruſſen waren ſihtli< überraſ<ht von der überwältigenden Macht des Angriffes. Sie verloren eine Menge Leute dur< Deſertion, und im eigentlichen Laufe des Kampfes ergriffen große Maſſen die Flucht, in der Hoffnung, die Straße nah Tirnowa zu erreichen, ehe dieſelbe von den Türken verſperrt werde.

Die Ottomanen drangen aber ſo raſh vor, daß die Vertheidiger außer Stand waren, einen Rückzug in dieſer Richtung zu bewirken. Als Suleiman's Streitkräfte dies ſahen, griffen ſie die feindlihe Poſition unter lautem Hurrah mit dem Bajonnet an und nahmen die Werke nah einem tapfern und verzweifelten Kampfe. Die Türken erbeuteten 11 Kanonen, 20 Munitionsfarren und eine große Quantität Schießbedarf. Die Ruſſen wurden in jeder Richtung hin mit dem Bajonnet niedergeſtoßen, und ſie warfen, um Gnade flehend, ihre Waffen weg. Suleiman hatte 300 Gefangene gema<ht, worunter mehrere Offiziere. Ueber 3000 Todte wurden von den Ruſſen auf dem Schlachtfelde zurü>gelaſſen, während der übrige Theil ihrer Streitmacht zerſtreut wurde. Einige verſuchten in der Richtung von Gabrowa und Andere gegen Tirnowa zu entkommen. Sie wurden bis zum Eintritt der Dunkelheit verfolgt. Der Verluſt der Türken war verhältnißmäßig geringfügig. Die ſiegreichen Ottomanen marſchirten auf Tirnowa, das ſie ſicher bald zu nehmen hofften.

Der von Suleiman's linkem Flügel am 4. Dezember bei Elena erfohtene Sieg war der bedeutendſte Erfolg, der den türkiſhen Waffen ſeit der großen S<hlacht von Plewna am 11. September erblühte. Es wurden dadur< die von den Ruſſen umklammerten Balkan-Päſſe von Sliwno nah Hainkiöi oder Hain-Boughaz freigelegt und zehn Bataillone türkiſher Truppen, die bisher im Paſſe von Hainkiöi ſtanden, zum Feldkriege verwendbar. Der Sieg bei Elena zeigte aber no< einen anderen Umſtand. Es war das erſte Mal in dieſem Kriege geweſen, daß Ruſſen und Türfen ſi<h in offenem Felde gegenüberſtanden, das erſte Mal, daß die Türken gegen