Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Einzug des Fürſten Milan

in die Feſtung Niſh,

grauen Felſenrippen, die von Trieſt und Fiume bis Cattaro, mit geringer Unterbrehung, ſi förmli<h in das Meer hinausdrängen, plößlih zurü>treten und Raum geben für eine ſaſtiggrüne, heitere Landſchaft.

Aeußerlih, vom Schiffe aus geſehen, repräſentirt ſih die Szenerie ſo freundli<, daß man förmlih aufathmet, der monotonen Felſenöde endli<h entkommen zu ſein und wieder einmal grüne Landſchaft begrüßen zu können, und der Gedanke, daß es anlifer, helleniſher Boden ſogar iſt, der ſi< ſo freundli<h präſentirt, macht den erſten Eindru> nur um ſo erfreulicher und erqui>ender. Fndeſſen giebt ſih der Reiſende dabei einer doppelten Täuſchung hin: die claſſiſchen Städte, die alten römiſchen und griechiſchen Colonien auf dem heutigen dalmatiniſhen Boden, Spalato, Salona, Raguſa, Raguſa vecchia und wie ſie alle heißen, hat er hinter ſi< gelaſſen mit ihren reihen Erinnerungen und noh vorhandenen herrlihen Monumenten, und was fich auf der albaniſchen Küſte darbietet, ſind nur die halbverſunkenen Reſte altgriehiſhen Lebens inmitten einer wüſten, verwahrloſten und ungeſunden Umgebung. Erſt von Aulona an und wenn Corfu

Zimmermann, Geſch. des orient. Krieges,

in Sicht kommt, erſcheinen wieder greifbarere und werthvollere Gedenkzeihenvom „Land der Griechen“. Antivari, Alaſſio, Durazzo und Aulona ebenfalls, ſind jene Hafenpläte in der Adria, welche Dampfer und Trabakel am liebſten hinter ſi ſahen. Antivari iſt, vom Meere aus betrachtet, einer der ſ{hönſten Häfen an der mit guten und ſ{önen Häfen rei geſegneten öſtlihen Küſte der Adria. Die Bucht, mit der kleinen Stadt und Feſtung und dem \{<ön gegliederten Mittelgebirge im Hintergrunde repräſentirt ſi< ſo angenehm und anziehend als denkbar.

Aber bald verändert ſi<h die Szenerie, wenn man an dem verfallenen Molo (Hafendamm) vor Anker gegangen iſ und in dem ungeheuern, ſumpfigen, — armſeligen Hafen, nah den Wohnungen und na< der Stadt Antivari ſieht. Nur wenige Hütten liegen am Strand, ein ſ<le<hter Saumpfad führt durh Sumpf und ſ<le<tbebaute Felder empor zur „Stadt“ und „Feſtung“ Antiv ari. Was vom Meere aus anzuſehen iſt wie cin herrliches Weiden- und Gartenland, entpuppt ſi< in der Nähe als Sumpf und armſelige Feldwirthſhaft. Der ſteile Felſen, welcher die Stadt und den Hafen beherrſcht,

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