Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Uebergang des General Gurko über den Balkan.

Ruſſiſche Artillerie in den Gebirgen.

gelegenen Hauſe Selim Begs, in welchem der Fürſt auh am 10. abgeſtiegen war. Gegen Abend war der Fürſt eben zur Beſichtigung der Poſitionen ausgeritten und in der Kula Selim Begs blieben nur ſieben Perjaniken als Wache zurü>. Plöbßlih erfolgte eine fur<tbare Detonation und die Kula Selim Begs lag in Trümmern. Zufällig befand ſi< von den Perjaniken nur einer im Hauſe, der vor der Wohnung des Fürſten Wache hielt ; der Unglücflihe wurde unter den Trümmern begraben. Die Uebrigen, die in geringer Entfernung von der Kula ſaßen oder ſtanden, trugen {were Verſezungen davon. ES war evident, daß die Kataſtrophe nur dur< eine Exploſion von eigens angelegten Minen erfolgte, die mit Nitroglycerin gefüllt waren, und da ſi< im Augenbli>e der Exploſion in der Nähe des Hauſes keine verdächtige Perſönlichkeit befand, ſo unterliegt es keinem Zweifel, daß die Entzündung entweder durch eine langſam brennende Lunte oder dur< Drahtleitung veranlaßt wurde. Der Verdacht laſtet vorläufig auf zwei mohammedaniſchen Albaneſen, deren Dienſte Fürſt Nikolaus vor Wochen angenommen hatte, und die furz vor der That aus dem Lager verſhwunden waren.

Einige Zeit darauf wurde vor Antivari Waffenruhe vereinbart, um den unter dem Scute des öſterreihiſ<en Viceconſuls ſtehenden Flüchtlingen, mehr als 200 an der Zahl, den Abzug auf zwei öſterreichiſh-ungariſchen Kriegsſciffen zu ermöglichen.

Am 6. Januar 1878 begann das Bombardement von Neuem — Antivari ſtand in Flammen.

Antivari genießt die zweifelhafte Ehre, bei den Seeleuten der Adria als der ſ{<mußigſte und berüctigtſte Hafen an der dalmatiniſchen und albaniſchen Küſte angeſehen zu werden. Dabei iſt bemerfen8werth, daß er von Haus aus manche Vorzüge hat, welhe ihn weit über die meiſten der dalmatiniſchen Hafenpläße ſtellen fönnten. Aber das Zuſammentreffen verſchiedener Umſtände und beſonders die Fndolenz der Bewohner, haben ihn in jenen wohlverdienten Ruf gebracht. Die gewaltige und romantiſh maleriſche, aber auh troſtloſe Karſtbildung, welche das ganze dalmatiniſhe Küſtenland, die griehiſ<he Küſte und das griehiſhe FJnſelland carakteriſirt, erleidet auf der Stre>e von Budua nach Antivari und nah Aulona eine Unterbrehung, indem die kahlen,