Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
Schumadia-Corps näherte ſi< cine von der Brigade von Vranicewa unterſtützte Diviſion des Morawa-Corps den Forts Vinik und Abdi …_ Paſcha und beſhoß dieſelben mit günſtigſtem Erfolge. Gegen Abend mußten die beiden Forts von den Türken geräumt werden, womit \ämmtlihe Vorwerke der Feſtung Niſch in den Händen der Serben waren. Nun war die eigentlihe Stadt Niſ< niht länger zu halten und es wurden ſhon am Abend des 9. Januar die Capitulationsverhandlungen mit dem ſerbihen Hauptquartier eingeleitet, die aber erſt am 10. Abends zu einem Reſultate führten.
Die Capitulations-Convention wurde zwiſchen dem ſerbiſchen Bevollmächtigten, Oberſt Beſ <janiu und den beiden türkiſhen Commandanten Halil Paſcha und Raſhid Paſcha abgeſhloſſen und lautete, wie folgt: „Halil Paſcha und Raſchid Paſcha übergeben dem Fürſten von Serbien die Feſtung und Stadt Niſh ſammt den daſelbſt befindlihen Kanonen, Munition und Krieg8materiale. Sämmtliche türkiſche Soldaten müßen die Waffen niederlegen, werden jedo< niht als Krieg8gefangene betrachtet, ſon-
dern über den Rayon der ſerbiſchen Operationen
hinaus abgeführt und in Freiheit geſeßt. Die Offiziere behalten ihre Säbel. Aus NRückſichten für die Ruhe und Sicherheit der Stadt müſſen die Einwohner, ſowohl Mohammedaner als Chriſten, die Waffen niederlegen, die ihnen ſpäter unbeſchädigt zurücerſtattet werden ſollen. Der Fürſt von Serbien garantirt Jedem den Schub ſeines Lebens, ſeiner Ehre und ſeines Beſiges. Jenen Bürgern, welche zu überſiedeln wünſchen, werden Erleichterungen gewährt. Als Zeichen ſeiner Achtung vor dem Heldenmuthe der türkiſchen VertheidigungsArmee beläßt der Fürſt von Serbien niht nur den Offizieren, ſondern au< den vornehmen Bürgern ihre Waffen, die ſie in Friedenszeiten tragen. ¡Fedes türkiſhe Bataillon wird einzeln vor dem Commandanten der ſerbiſ<hen Armee ſeine Waffen niederlegen.“
Die Serben erbeuteten in Niſh gegen 150 Geſhüße und über 20.000 dort im Depot befindlihe Hinterlader-Gewehre.
Nach der Beſezung Sofia's trat Gurko ſeinen Vormarſch auf Jhtiman, Tatar-Baſardſchik und Philippopel an, um zur Aufrollung der türkiſchen Stellungen im Vacarel, am TrajansPaſſe und weſtlih desſelben zu ſchreiten. Er theilte ſeine Armee in drei geſonderte Colonnen ; die eine unter Daudeville rü>te über Otlükkiöi und Poibren vor, die türkiſchen Stellungen bei Vacarel und Jchtiman nordwärts umgehend ; die zweite rü>te über Samakow, welches General Veliaminoff am 11. Januar nah einem hartnä>igen Kampfe einnahm, worauf derſelbe über Banja na< Veſtrenova marſhirte. Die
Haupticolonne unler General Shuwaloff rü>te gegen die Front der türkiſchen Stellungen, beſetzte beinahe ohne Kampf Vacarel, paſſirte die Engpäſſe des Succi-Gebirges, nahm nach einem kurzen Kampfe den ſogenannten Trajans-Paß und ſtieg über Hiſardſhik und Veſtrenova in das MarißtaThal hinab, in welchem ſie ſi< mit der ſüdlichen Umgehungs$-Colonne vereinigte. Am 12. traten die vereinigten Colonnen den Vormarſch auf Tatar-Baſardſchik an, welches ſie am 18. erreichten.
Tatar-Ba ſard \< ik iſt die Endſtation der von Conſtantinopel über Adrianopel und Philippopel in weſtliher Richtung führenden rumeliſchen Bahn und inſofern ein wichtiger ſtrategiſcher Punkt, als ſi dort ſämmtlihe von Sofia und dem Etropol-Balkan ſowie der Stara-Planina in das obere Maritza-Thal führenden Straßen vereinigen. Ein energiſher Widerſtand auf Seite der Türken wäre dort gewiß gerechtfertigt geweſen, inſolange die Vertheidigungs - Linie des Central-Balkan no< niht forcirt war. Seitdem es jedo< den Ruſſen gelungen war, zuerſt den Trajan- und ſpäter den Schipka-Paß auf eine den Türken ſo verhängnisvolle Weiſe zu öffnen, daß nun das ganze Land zwiſ<hen Balkan und Mariva Rr ruſſiſ<hen Jnvaſion preisgegeben dalag, war jeder Widerſtand in der Stre>e Tatar-Baſardſchik bis zur Bahngabelung Trnowa -Hermanli ausſihtslos und und konnte überhaupt nur zum Zwe>e der. RükzugSde>ung ſtattfinden.
Die Türken zogen ſi< au< daher auf Cadifiöi und Airanli zwiſchen Tatar-Baſardſchik und Philippopel zurü>, wo ſie eine feſte Stellung bezogen und ſi< zur Vertheidung der Straße von Philippopel vorbereiteten.
Dort entſpann ſih der einzige ernſte Kampf, welcher ſeit den Schlachten bei Tasköſe und Sqipka in dieſem Kriege ſtattgefunden hat. Am 15. ließ nämli< Gurko den General S<huwaloff mit den Gardetruppen von Adakidi aus die türkiſhe Armee in der Front angreifen, während ein ſtarkes Detachement den rechten türfiſhen Flügel umging, und eine andere Abtheilung unter Baron Krüdener über Saridca Karsjaka angriff.
Die Türken wurden nah hartnä>iger Gegenwehr auf Dermendere geworfen, und die Armee Suleimans war in zwei Theile getrennt, deren einer ſi< na< Süden, der andere ſi< nah Oſten zurü>zog. Das Gefeht bei Cadikibi hatte die Räumung Philippopels- ſeitens der Türken und die Beſetzung der Stadt dur die Ruſſen zur Folge.
Die Garde- Cavallerie und die CavallericDetachements des General Karzoff unter Commando des Generals Sfkobeleff zogen am 16. in Philip po pel ein. Die Bulgarenbuden