In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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Anhäufung von Fett und Zellitoff, die den fürperlid) und geijtig trägen Menjchen verraten. Cine feine Bildung des reingezeichneten oberen und unteren Augenlides hebt den geijtigen Aus= drud des Auges, Sehr dünn bejhaffene Augenlider ermöglichen einen leichten Lidjhlag und erhöhen noch diefen Eindrud. Die Augenlider jind jelten empfindlich und jelbjt die geringfügigite Verlegung verurjacht leichte Blutergüfje, Die das befannte „blaue Auge” herbeiführen.

Der Lidjpalte wurde, namentlich) ihrer Yage wegen, viel phyliognomijche Bedeutung beigelegt, wie wir an anderer Stelle betonten, weil jchiefgejtellte Augen jeit jeher als unjchon und bäplich gelten und bei den Völkern des dunklen Dftens heimifch find. DBom jchiefgefhligten Auge jagte Ariftoteles bereits, daß es ein jJicheres Zeichen des Hinterliftigen Gemütes jei. Ein neuerer Forjcher wirft die Frage auf, ob jchiefe Spalten der Augen= fider num als ungünftige oder günftige Zeichen für Charafter, Gemüt und Geift zu gelten haben und er jelbjt antwortet darauf, daß man nad) den Chinefen im Ganzen zu urteilen, es für ein ungünjtiges Zeichen betrachten muß, jofern Charakter und Gemüt in Betradt fonımen und für ein günftiges, jomweit die Frage auf den Geijt jich bezieht. Zur Begründung fügt er hinzu: „Die Chinejen find Die raffinierteften, herzensfältejten, geijtig ent= wideltejten Schufte und Cynifer der Welt." Schad urteilt ähnlich) und jagt, daß dies zwar nicht ein allgemeines untrügliches geichen von Yıilt fein muß, immerhin aber „jene feine, jchneidige, berechnende Sinterlift verrät, wie joldhe insbejondere die, wenn ich jie jo nennen darf, diplomatifche Gemandtheit charakterifiert, die allemal es verjteht, an den Außerjten Grenzen der Wahrheit entlang zu jteuern, ohne Dabei in der Brandung fi zu verlaufen.“ Uns jelbjt jind zwei Ehefrauen befannt, auf die Shads Unjhauung mit Rafiermejjerfchärfe paßt, die troß ihrer Streihe ji nie in Der Brandung verliefen. Inwiefern hier von einem phyfiognomifhen Zeichen gefprochen werden darf, werden jpätere orjchungen ergeben. Wir felbft bezweifeln den phyjiognomiihen Wert jchiefgejchligter Augen. Gelbitverjtändlid) werden andere Zeichen wie lebhafter verjtohlener Blid, eine liltig gejchnittene Nafe ufw. dann unterftüend hinzutreten müfjen, wenn die Vermutung fi) beftätigen jollte.