In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

Der Mund.

Komplizierter als das Spiel des Auges ermeilt jich Die Mimik des Mundes. Schuld daran jind die zahlreichen, Teichtbemegfihen Muskeln, die faletdojfopartig andere Bilder jchaffen; alle Leidenjchaften der Geele, alle Eingebungen des Geijtes wiederjpiegeln. Das jchärfite Auge vermag den plölichen Veränderungen nicht immer zu folgen, die mannigfadhen Konitella= tionen aufzufafjen und richtig auszulegen. Und Doc) verrät der Mund den Charakter ebenjo leicht wie das Auge oder die Nafe, oft nod) jchneller, denn er ijt in feinen zahllofen Bewegungen jo= wohl wie im Zujtand der Gleichgültigfeit und im ernten Schweigen beredt. Nicht mit Unrecht wurde er der „Ihron der Leidenjchaften“ genannt, weil alle nır denkbaren Requngen der menjchlichen Seele ihren Ausdrud. darin finden. Mtenjchenfenner der alten und neuen Yeit, betonten übereinjtimmend jeine hervorragende Bedeutung und Lavater mahnt in feinem Nadlaß: „Sieh’ auf die Stirn mehr als auf alles andere, wenn. du miljen willjt, was der Menjch von Natur it, oder nad) feiner Natur werden fann und auf feinen ruhenden gejchlojjenen Mund, wenn du wiljen mwillit, was er geworden ilt.“ Someit wir die Spuren der Dichter verfolgen, wird der Mund einjtimmig als anmutigjter Dolmetjcher - der Liebe gepriefen. „Auf den Lippen blühen Rojen, und wenn der Mund fich öffnet, wird das Gemüt des Hörenden erwärmt und die Luft mit Wohlgerud erfüllt ... . . Pflege des Edler, des Schönen, des Wahren, des Erhabenen, veredeln die Gejicht3züge und maden den Mund des Weibes zur Pforte Des Paradiefes." Solche und ähnliche Ausjprüdje finden wir zu allen Zeiten, in allen Ländern. Doc die jhönjte Form eines Mtundes fannı viel verlieren, fannn unfchön, ja jogar widerwärtig werden, wenn jie häßlich jic) bewegt, häklich lächelt, häßlich die mimijhen