In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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des Auges oberhalb der Nafenmwurzel. Die Lider jind aufs äußerfte auseinandergerifjen; die hervortretenden Augen quellen aus ihren Höhlen; die verglaften Aepfel jtieren unbemeglic in die Weite; die Pupille ift jtarf vergrößert. Die Nafenflügel blähen fi) riefig auf. Die Mundminfel werden jo energijc) nad) hinten gezogen, daß Die beiden jtraff gezogenen Lippen parallel verlaufen. Die Kiefer find auseinandergerijjen. . . Spradlos, jtumm vor Schred jteht der Beitürzte da. Die Kehle jhnürt id) zufammen. Eine quälende Beflemmung hemmt die Atmung.“

Der herbe Zug

ift ein Zeichen der Unzufriedenheit, Bejorgnis, Geplagtheit, Beängjtigung und des Märtyrertums. Zu erkennen ijt er an den faltigen Mundmwinfeln, Die herabgezogen find. Abbildung Ver. 117. Wir finden ihn bei Magen- und Darmleidenden, bei Melandjolifern und Hypo= hondern. Auch Beethoven mar er in jpäteren Jahren eigen, mas auf den befannteften Gemälden zwar nicht wiedergegeben wurde. Nur auf einzelnen Skulpturen finden wir ihn. Zu den gejenkten Mundmwinkeln bilden die emporgezogenenden Gegenjag. Wir finden fie beim Lächeln des Zufriedenen und Erfreuten und kommen im Kapitel „Lachen und Weinen“ nod) eingehender auf jie zurüd. Der faure Zug

fennzeichnet ji) durch Breitziehen des Mundes, Anjpannumg der Nafenflüigel und Herabdrücken der Unterlippe. Bei unangenehmen Gejhmadempfindungen wird der Mund immer rajd) geöffnet; hochaufgerifjen bei bitteren Dingen; in die Breite gezogen bei jalzigen und jauren. Namentlich bei fauren nimmt der Mund eine Harakteriftifhe Geftalt an, gleijjam als mollte er den Yusläufer einer Rinne bilden, damit der ganze Saft des unteifen Apfels, der Zitrone oder Weinbeere aus dem Munde fließen fann. Abb. 118 zeigt Diefen Mumdzug nad) Sellers prächtiger Modellierung. Mander Menjc) Fan längere Crzählungen über jaure Speifen garnicht anhören, weil jic) bei ihm augenblidlic, jaure Gefhmadsteize einftellen und in jeinem