In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
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meilt, Zeichen der Degeneration jind. mn zweifelhaften Fällen wird immer dem Kopfbau bejondere Yufmerfjamfeit zuzumenden fein, der bei der Beurteilung den Ausjchlag geben muß, weil verkümmerte Ohren mit der prädjtigiten Schädelformation gemeinjam auftreten können. Bei guter Kopfbildung würden verfümmerte Ohren nit alS Zeichen niederer Entwidlung, jondern als joldhe der Degeneration zu betrachten fein. Sn abnormen Fällen werden wir aud) abnorme Züge im Wejen ihres Trägers wahrnehmen. Zum Bemeis jei Mozart angeführt, der alles, nur fein gleihmäßiger, ruhiger, Harmonijcher Charakter war. Sein jeltfames Ohr jehen wir auf diejer Seite einem normal engegen= übergejtellt. Hören wir, was Brof. Gerber in Königsberg darüber jagt*): „Schon dem Laien wird die jonderbare Gejtalt auffallen. Die äußerfte Begrenzung des Ohres, der Ohrrand (b c), der für
Nr. 128 Dr. 129 gewöhnlich in eimer jchön gejhmwungenen Bogenlinie verläuft, deren auf und abjteigender Teil ein untrennbares Ganze bildet, - it nämlid) bei Mozart? Ohr mehrfad) ftumpfwinflig gefnidt. Bon all den Kharafterijtijchen Zeijten (A, A2, At) in der Obrmufchel ift bei ihm faft nichts vorhanden. Die hohle Ohrmufchel itellt nur eine glatte, faft garnicht weiter modellierte Ebene dar, die der Mujchel ein dürftiges, charakterlofes Ausfehen gibt. Wie der Enorpelige, weicht auch der fleifchige Teil des Ohres von der Norm ab; denn das dem Menjchohr jonjt eigentümliche Läpphen fehlt Mozarts Ohr vollflommen. Sn dem Heinen Reft, der wohl vorhanden ijt, trug der Meifter einen Ring. jn feiner Gejamtform gehört das Mozartihe Ohr zu den Breitohren. Anthropologijch) jteht das Breitohr tiefer als das Langohr, das die Faufafilche Rafje auszeichnet, während niedere Menjchenrafjen (Veger u. a.) breitohrig find. Mozarts Ohr muß aljo auf einer niederen Entwidlungsitufe jtehen geblieben (oder ein Degenerations-
*) Deutiche med. Wochenjchrift Jahrg. 1898 Nr. 22.