In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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alles’zur Seite, wirft alles drunter und drüber, zantt, |impft und flucht, fjelbft wenn der gleichgültigite Gegenftand gejucht wird.

Ein weiteres Stadium ift die Niedergefhlagenheit. Der traurige Eindrud beherrfht unfer ganzes Sinnen und Denken, wir fühlen uns niedergedrücdt, niedergebeugt, übermwältigt. Hier ift der Blid müde, die Augäpfel tränenumflort, Mundwinkel, Wangen, jelbjt der Linterfiefer herabgejunfen. Schlaflofigkeit, Unluft zur Arbeit tritt ein, namentlid) zur Geiftesarbeit. Doc) Iafjen wir Hughes jelbjt jpredhen: „Unmillfürlic) fuht der Traurige dur) tiefe lange Atemzüge, durd) Seufzen der Bellemmung abzubelfen. Die Stimme ift jhwad und langlos; megen der geringen Spannung der Stimmbänder erihallen lange und tiefe Hagende Töne. eo Am liebjten jigt der Betrübte ftill und jhmeigend in jich verjunfen. Es Eojtet ihm Mühe und Anftrengung, Handlungen vorzunehmen, die jonjt mit Leichtigkeit auszuführen waren. Die Bewegungen der Glieder gejchehen nur träge und jchlaff, mit Unluft und Ueberwindung, jie werden auf das mindefte Maß eingejhräntt. Die Hände, melde bald offene, bald gededte Stellung zeigen, werden ab und zu über die Bruft oder auf die Gtirm gelegt, wie um zur Gtüße zu dienen; öfters fahren fie durd) die Haare, gleihfam um eine Lat abzumälzen. Der Gang ift langjam und jchleppend, wanfend und jchwanfend, mit jchlaff herabhängenden Armen.“

Kummer ınd Gram prägt jehon ausgejprochenen Schmerz aus. Wir fämpfen mit letter Kraft gegen Die quälenden Unluftgefühle an, bis wir ihnen unterliegen und in Tränen Erleichterung finden. „je mehr Tränen je leichter das Herz." Die Stirn ift gefurdht, die Yugenfältchen vermehrt, Die Abjonderung der Nafenjchleimhaut jehr gejteigert. Das heftige Schludzen wird durd) lautes Klagen unterbrochen. Der Mund it halb geöffnet, die Unterlippe dem jauren Zug entjprechend in die Quere, die Mumdminfel vielfad) hinabgezogen. Ein be= fanntes Scherzipiel läßt durd) einen einfahen Strih, ein