In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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diefer Tatfahen ift eine ebenjo große Torheit, wie die närrijche Behauptung, eine große Stirn jei in jedem Yalle ein Zeichen hoher Sntelligenz. ES gibt Menjchen mit Büffelftirnen, die genau jo dumm find wie die Büffel und umgekehrt weijen Xeute mit relativ Eleiner Stirn bedeutende Geiltesgaben auf. Diejen Bunft weiter auszuführen hieße ganze Teile des vorigen Stapitels wiederholen. Kopf und Stimmbau getrennt voneinander zu betradhten it fajt unmöglid. Für alle Fälle merfe man Jich den Sat, daß aud) dur) Zleinere Schädel oder GStirmbildung bedeutende Geiftesanlagen repräjentiert werden fünnen, wenn das Borderhaupt gut ausgearbeitet ij. Wir jehen, daß Darwin unjterblide Werfe bei einer zurüdgebogenen, jogenannten fliehenden Stirn geihaffen hat, die mit Abbildung 24 große Uehnlichkeit hat. Die ungeheure Höhe feines Kopfes, Die gute Ausbildung über dem Auge hat hier Ausgleiche gejchaffen, um die ihn nit nur Hohl, jondern aud) Hodföpfe beneiden fünnen.

Aus dem bisher Gejagten geht zur Genüge hervor, daß bei oberflächlicher, von feiner Sadhjfenntnis getrübten Beurteilung der Stirn viel Unfinn herausfommen fann, wie ja aud) damit viel Unfug getrieben worden ilt. Das ablehnende Berhalten neuerer Foriher zu diefem Punkt ift zu verjtehen, wenn aud) nit zu billigen. An anderer Stelle wurde bereits betont, daß die Griehen den niedrigeren Schädel für bedeutender hielten, darum den Bildjäulen ihrer Götter und Helden niedrige Stimmen verliehen, was auf dem Bilde Aleranders des Großen zu erfennen it (Seite 8). As Galls Lehren durd) die Lande drangen und der Hohe Schädel im Kurfe ftieg, trat daS Gegenteil ein. Bon da ab glaubte man Geiftesgröße nur Hinter einen hohen Schädel juchen zu dürfen. Die in diejer Zeitepoche entItandenen Gemälde und Skulpturen hervorragender Männer jind nadhmeisbar mit übermäßig hohen Stirnen dargeftellt. So fit aud) Goethes Himalajajtirn ein Mythus. Seine Yugendbildnifje iprehen alle dagegen; aud) die in Zavaters PBhyjiognomijchen Stagmenten veröffentlichten. Ebenfo find Alerander v. HSumboldts und Wellingtons Bilder idealifiert worden. Wir fünnen Piderit darum nicht Unrecht geben, wenn er jagt: „Durd die Brille populärer Vorurteile jahen die Künftler, was fie glaubten, und lie gaben und geben den Bildnifjen berühmter Männer jo gewiß