In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

lichen Borfommnifje auf die verfchieden gearteten Menjchen einen ganz verjchiedenen Eindrud maden. Was der eine nod) lachend hinnimmt, beugt den anderen jchon nieder, was mand)er der Nacht der Vergangenheit al3 anheimgefallen betrachtet, treibt anderen nocd) die Schamröte und Stirnfalten ins Gefiht. Darum jagt PBiderit jehr zutreffend, daß Entjtehung und Dauer der unangenehmen Empfindungen nit bloß von der Natur der Urfachen abhängt, „alS vielmehr von der Individualität des Betroffenen, von der angeborenen Dispofition, vermöge welcher einige Menjchen leichter und dauernder unangenehm gejtimmt werden als andere, vermöge welcher jie bejonders leicht zur Ungeduld, zum Xerger und Zorn gereizt werden.“

Sit der Bliet Iebhaft bei gejchwellten Stirnfalten, dann haben wir den zornmütigen Menjhen vor uns, dejjen Bemwegungsdrang zu überjchwellen droht. Das Mtienenjpiel ift außergewöhnlich Iebhaft, funfelnd das Auge, ziellos der Blid. Der Zornige jpannt die Muskeln, ballt die Fäulte, rüftet alle äußeren Glieder mit Kraft, und entblößt jogar die Zähne, mo=rauf wir jpäter no) zurückkommen. Bon Ddiejfem entijtellenden Anblick jagte Ovid bereits:

Seht wie da3 Antlig hwillt dur den Zorn; Schwarz werden die Adern, Milder funkelt das Aug’ als in gorgoniiher Glut.

Sn Diejer Art äußert fich nur jelten der Zorn. Viel häufiger treffen wir ihn in der Amtsjtube, im Kontor und Wohnzimmer

nr. 31 unjerer Freunde und Gönner, mo er erheblich uns jchaden Ffann. Zu erfennen ijt er jedod) immer an den GStirnfalten und dem Blid. Eine alte Zebensklugheit der Bittjteller ijt, daß jie vor Gönnern nie eine Bitte äußern, wenn jenfrechte Jurhen auf ihren Stimmen fid zeigen, jet es aud) nur vorübergehend im leichten Spiel. Den lauernden fejten Blit mit jenk/ rechten Stirnfalten gepaart nennen Böser Blick wir „böjen Blid". Mit folden