Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

270 Beigabe II. Buchstabenmystik und Aionenlehre.

technische Bezeichnung geprägt hat, und mögen es immerhin schon jetzt beachten, daß in hellenistischen Gebeten Thot, der alle Gestalten annimmt, als 6 uerauoppouuevoc eic mAvrac Ev Taic öpacecıv Ailıv Aiwvoc bezeichnet wird (oben 8.23, Gebet V 4), dab weiter ’Ayadöc daiuwv gerade in dem Gebet, welches seine Namen in den verschiedenen Stunden angibt, mAovrodörnc Aiwv heißt (oben S.30, Gebet VII 2, vgl. S.29 A.5)!), daß endlich dieselbe Mondgöttin, deren zwölf Stundennamen und zwölf Stundenengel angerufen werden (oben S. 257 A. 2), in einem andern Gebet?) gepriesen wird: Üpxn Kai TEXoc ei, rAvrwv dE CU HoUVn Aväcceic' €k cEo yüp mavt' Ecrı xoi eic Aiwva TeXeurd. Sie ist der Aiwv. Isis ist ja Schöpfungsgöttin, Mondgöttin und Copia, und die Copia wird als Aiwv in den Papyri bezeichnet. Es wäre möglich, daß sich uns aus jener Anschauung von einer Vielheit und Einheit Gottes der rätselhafte Gebrauch des Wortes Aiwv in etwas erklärt. Doch zunächst müssen wir jene Anschauung noch in ihrer Übertragung auf andere Zeitabschnitte verfolgen.

Die Woche mit ihren sieben Tagesherrschern hat bei der astrologischen Ausgestaltung der Gottesvorstellungen eine entscheidende und im wesentlichen dem Leser wohl bekannte Rolle gespielt. Sind die Planetengötter einerseits die nebeneinander waltenden äpxovrec oder kocuokpütopec, so erscheinen sie andrerseits auch als Herrscher bestimmter Weltperioden oder Welttage; die ersten tausend Jahre herrschte Kronos, die nächsten Zeus u.s. w.’) Daß sich auch

1) Über seine Darstellung als Awıv vgl. oben S. 134. Daß für den schlangenförmigen ’Aya®öc daiuwv auch Sarapis eintritt, zeigt das von Wünsch, Sethianische Verfluchungstafeln 101 besprochene Goldtäfelehen: Ailv Epmerd, xÜpıe Zapamı, dÖC veiknv KaTamdıv UM METPAV.

2) Wessely, Denkschr. d. K. K. Ak. 1888, S. 116, Z. 2836.

3) Vgl. Catal. cod. astrol. graee. IV 113 und besonders Cumonts Einleitung. Scheint hier die alttestamentliche Vorstellung mitzuwirken, daß vor Gott tausend Jahre wie ein Tag erscheinen, so läßt sich doch die zu Grunde liegende Anschauung leicht als frühhellenistisch erweisen. Auf ein System von fünf Planeten übertragen finden wir sie bei Firmieus III 1, 10, dessen Darlegung Bouche-Leclerg (498) mit Recht auf Poseidonios zurückführt. Diese Vorstellungen, die sich ebensoleicht auf die zwölf ZWöia, die vier Jahreszeiten u. s. w. übertragen lassen, scheinen in augusteischer Zeit die Lehre von den saecula und dem magnus annus zu beeinflussen. Daß sie bei den verschiedenen Völkern in den Vorstellungen von Zeitaltern und Weltperioden oder in mythologischen Spielen verschiedene Anknüpfungspunkte fanden, brauche ich nicht auszuführen,

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