Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Aionenlehre. Der Monat. Das Jahr. 273

Anschauung und Formelsind bei Valentinus und Basileides durchaus der in den Zauberpapyri begegnenden (vgl. oben $.265) ähnlich. Auch hierin haben jene gnostischen Schulhäupter nur eine allgemein verbreitete Vorstellung übernommen. Es genügt wohl, auf die von Cumont in der Revue des etudes greeques XV 314 veröftentlichte Inschrift aus Herek am Pontus zu verweisen: Au ’Emikapmiw Bwuöc löpuuevoc Ev tönoıc Tapırapwv Kal Xa.oUwv TIPÖC AMOKPOUCIV, ÖOVOUATI, OU ECTIV 1 wiipoc TEE. Der Zevc Emikäpmıoc, der besonders in diesen Gegenden mehrfach begegnet, wird hier einem anderen Gotte gleichgesetzt, dessen Namen so wenig angegeben ist wie in den Weihungen an den “Yyıcroc Beöc; er ist das Övoua oÜ n wipoc Ze’, schwerlich der Jahresgott als solcher, sondern ein geheimes, mystisches Wesen.') Es ist vielleicht nieht Zufall, daß Philon von Byblos (bei Euseh. Praep. ev. 110,7 ». 34b) in seiner rationalistischen Darstellung gerade vom Aiuıv sagt: eupeiv de TOov Alwva TV AmO devöpwv TPOPNV, und Arnobius (VI 10 ». 221, 29 Reiff.) berichtet: inter deos videmus vestros leomis torvissimam faciem mero oblitam minio et nomine frugiferio?) nuncupari. Der löwenköpfige Gott ist ja eben dasjenige Wesen, welches griechisch als Aiuoy bezeichnet wird. Der Mithraskult mag den altphönizischen Baal frugifer in diese Gegenden übertragen haben.) Daß es in Phönizien schon gegen Ende des ersten nach-

örikaı des Orpheus, die Justin und Theophilos benutzen, den scheidenden Seher ausdrücklich versichern ließ, nicht 365 Götter, sondern einer allein regiere und erfülle die Welt (vgl. Lobeck, Aglaophamus I 364, Abel, Orphica 145), mag auf dieselben hellenistischen Anschauungen zurückgehen. In jüngeren Hermetischen Systemen scheint dieser Gott auch als der Noüc ... dimpnuevoc emi micac TÜC cpaipac bezeichnet zu sein, vgl. Jamblich oben S. 107.

1) Cumont hält a. a. O. noch eine zweite Lesung und Deutung für möglieh: mpöc dmökpoucıv Ödunariou. N wipoc ze. Ich weiß dabei mit den Schlußworten nichts anzufangen und glaube, daß Cumont die im Heidentum wie im Christentum weit verbreitete Formel övoua, o0 r) wiipoc und den mystischen Gebrauch des Wortes övoua (vgl. S.17 A.6) nicht genug berücksichtigt hat.

2) Weder ist die Konjektur des Salmasius Frugiferi nötig, noch die Behauptung Reifferscheids, im letzten Teil des Wortes sei $npiov enthalten, diskutierbar. Mit dem Namen, der das Gedeihen der Früchte fördert, meint Arnobius den F'rugifer, aber er bildet von dieser Form ein weiteres Adjektiv.

3) Auch der phönizische Sonnengott Balsames (vgl. Cumont bei PaulyWissowa II 2839) ist wie Zeus dem Mithras angeglichen. — Daß man vereinzelt auch in dem Meidpoc geschriebenen Namen die sieben Buchstaben und den Zahlenwert 365 suchte, beweist Hieronymus zu Amos 3.

Reitzenstein, Poimandres, 18