Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

280 Beigabe II. Buchstabenmystik und Aionenlehre.

daß sich gerade in diesem Gebet so besonders viele jüdische Formeln finden.!) Dennoch heißt dieser Gott zugleich °HAıoc, rarnp xöcuov. Denn auch an Helios schließen ähnliche Vorstellungen. In dem oben (8.25 ff.) abgedruckten Lichtzauber war der phönizische Sonnengott Baalsames erwähnt: pavnPi uoı, Küpıe, TW TTPO TTUPÖC Kai XıÖvoc TPOOVTI Kal NMETOVTI, OTI Ovoud nor Baivgwwwy. Erw ein © TEPUKWC Ek TOD oVPAaVoD, Övoud vor Bakcaunc. Ein anderer Lichtzauber bei Kenyon, Greek Pap. Cat. p. 65, welcher sich an den Gott Zeuc?), “HAıoc, Mißpac, Cäpamıc wendet, bietet fast die gleichen Worte: dvapavndı Kai DOC Evrponnv TW @avevrı PO TUPOC Kal xıovoc Baivxwwwy” cO YAap katedeitac pÜc kai xıova.) Daß ein Sonnen- und Jahresgott zuerst Feuer und Schnee, d.h. Sommer und Winter schafft und selbst älter ist als sie beide, ist eine nicht eben befremdliche Vorstellung, die freilich weder in Ägypten noch in dem phönizischen Küstenland entstehen konnte, sondern uns eher nach Persien weist, wo man nur Sommer und Winter als Jahreszeiten anerkannte.*) Wenn der "Av@pwrooc derart mit “HAıoc identifiziert wird, so haben sich zwei deutepor Beoi miteinander vereinigt. Für die Vorstellung des Sonnengottes als Schöpfungsgott wird niemand Beispiele verlangen. Daß er in dieser Eigenschaft zugleich als deurepevouca duvauıc empfunden wird, mag zum Schluß ein Abschnitt

1) Ich habe danach geglaubt, auch im Papyrus Mimaut die Worte ö6 yevvndeic ev mAdcuarı Avdpwrivw deuten zu sollen (oben S. 155).

2) Mit Zeus identifiziert den Baalsames Philon von Byblos bei Eusebios Praep. ev. 130 p. 34d.

3) Dieser Zauber bietet auch sonst besonders interessante Anschauungen. Die Vorstellung, daß der oikoc oder vaöc 8eod in dem Licht erscheint (oben S. 25), ist schon verdunkelt; aber sie wirkt nach. Der Zauberer schaut vor der Offenbarung vier bekränzte Männer den $pövoc deot hereintragen, zugleich wird ein Buwarnpıov gebracht (vgl. Wessely 1885 S 72). Ist es wohl zufällig, daß in dem Hirten des Hermas die xadeödpa der ’ExkAncia nach der Offenbarung von vier Jünglingen weggetragen wird, oder wirken auch hier hellenistische Vorstellungen?

4) Ich 'erwähne das, weil im Talmud Michael, der erstgeschaffene aller Engel, öfters als Engel des Schnees, Gabriel als Engel des Feuers erscheint (Lueken, Michael, eine Darstellung und Vergleichung der jüdischen und morgenländisch-christlichen Tradition vom Erzengel Michael, Göttingen 1898, S. 55). Gabriel ist dabei offenbar der Sommer, Michael also wohl Engel des Winters. Das ist verdunkelt, weil Michael später besonders viel Züge von dem ägyptischen Hermes angenommen hat und daher zum Gott des Wassers geworden ist; Lueken hat davon wenig genug bemerkt.

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