Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

282 Beigabe I. Buchstabenmystik und Aionenlehre.

Vielleicht kann man selbst bis in die klassische Literatur Spuren dieser Vorstellungen vom deurepoc Beöc verfolgen; daß sie zu Statius’ Zeit bestanden, glaube ich aus dem erwähnten Gedichte (Silv. IV 1) und mehr noch aus dem Eingange der Thebais (I 22) schließen zu sollen:

tuque, o Latiae decus addite famae, quem nova mature subeuntem exworsa parentis aeternum sibi Roma cupit — licet artior ommnes 25 limes agat stellas et te plaga lucida caeli Pleiadum Boreaeque et hiulei fulminis expers sollieitet, licet ignipedum frenator equorum ipse twis alte radiantem crinibus arcum imprimat, aut magni cedat tibi Juppiter aegqua so parte poli — mameas hominum contentus habenis, undarum terraeque potens, et sidera dones. Statius hatte hierfür zwei uns erhaltene Vorbilder, Lukan und Vergil. Lukan preist Nero (I 45):

45 te, cum statione peracta

astra petes serus, praelati regia caeli excipiet gaudente polo; seu sceptra tenere seu te flummigeros Phoebi conscendere eurrus telluremque nihil mutato sole timentem

50 igne vago lustrare iuvet, tibi numine ab omni cedetur?), iurisqgue twi Natura relinquet,

ruft ihre Namen und sie antworten ihm von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Daß die Einzelzüge dem Alten Testament entnommen sind (Ps. 24, 2; 136, 6; 147, 4; Jerem. 5, 22; Jes. 40, 26), genügt nicht, die ganze Zusammenstellung, die durchaus den hellenistischen Eulogien entspricht, zu erklären. Auch die Deutung Luekens, es sei ein Versuch, Michael zum deurepoc Beöc zu erheben, befriedigt nicht; seine Annahme, Philons Logoslehre und die spätere Christologie seien von den Michaelvorstellungen beeinflußt, ist für den, welcher die hellenistischen Vorstellungen kennt, nicht diskutierbar. Allein ein Versuch, das den xöcuoc schaffende und erhaltende Prinzip gewissermaßen von Gott zu lösen, eine allerdings noch unpersönliche Nachbildung einer vorhandenen Lehre vom Aöyoc als deutepoc Beöc, scheint es doch. Der Verfasser kennt ja auch die jungägyptische astrologische Religion (vgl. 80, 7) und kennt die Lehren von dem ägyptischen Gotte Thot (vgl. 69, 8: der vierte der bösen Engel hat den Menschenkindern alle Geheimnisse ihrer Weisheit kundgetan und hat sie das Schreiben mit Feder und Papier gelehrt, und damit versündigen sich viele von Ewigkeit zu Ewigkeit. — Ein ägyptischer Eigenname bedeutet Tintenfaß des Thot). 1) Vgl. in dem Hermetischen Corpus V (VD) 3: 6 “HAıoc Beöc ueyicroc TWV Kart’ olpavov BeWv, I) TÄVTEC Eikoucıv ol olpavıor Beoi, Wicavei Bacıkei kal duvacrm.

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