Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

284 Beigabe II. Buchstabenmystik und Aionenlehre,

accipiat eingens materna tempora myrto,

an deus immensi venias maris ac tua nautae so numina sola colant, Hibi serviat ultima Thyle teque sibi generum Thetys emat omnibus undis; anne novum tardis sidus te mensibus addas, qua locus Erigonen inter chelasque sequentis panditw*) — ipse tibi iam brachia contrahit ardens Scorpius et caeli iusta plus parte relingwit quidguid eris — nam te nec sperant Tartara regem nee tibi regnandi veniat tam dira cupido, quamvis Elysios miretur Graecia campos nec vepetita seqwi curet Proserpina matrem s0 da facılem cwrsum.

Auf den ersten Blick scheint es wohl, daß Vergil die drei Reiche Jupiters, Neptuns und Plutos anfzählen will. Aber warum er das letzte mit heranzieht, ist klar; es scheidet sofort aus. So bleibt der deus immensi maris?) und der auctor frugum tempestatumque potens ddeus. Außerdem könnte Augustus noch Monatsgott werden; denn als Götter und zugleich als Zodiakalzeichen faßt Vergil die Monate. Ich kann es nicht zwingend erweisen, bin aber selbst überzeugt, daß jene orientalischen Vorstellungen von dem Hermes, bezw. "Ayadöc daluwy, der kocuokpatwp und Bakaccorpatwp (oben S. 28 Gebet VII 1) und zugleich Aiwv (frugifer) und Mnv ist, hier mit einwirken. Er ist das mveüua evapuovıov und so auch der Gott der Dichter”) Er ist als Bacıkeuc cwrip zur Erde niedergestiegen, und gerade diesen Hermes fleht Horaz an: serus in caelum redeas (vgl. oben S. 176). Erst bei dieser Deutung kann ich empfinden, daß ein Dichter wie Vergil einen solchen Gedanken in dieser Form aussprechen konnte‘),

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von der Zeit allgemein gesagt; das Wort tempora vermied Vergil, weil er es in dem folgenden Vers in anderem Sinne gebrauchen mußte.

1) Unter der Wage ist Augustus geboren (vgl. zu der ganzen Stelle Bouche6-Leclerq, L’astrologie greeque 369, 1).

2) Vgl. Lukan X 209: immensae Cyllenius arbiter undae est.

3) Vgl. für die Anschauung im Anhang (Kap. XVII) die Rede TIpöc Bacı\&ae.

4) Vergil kleidet diese Grundanschauung freilich in römisches Gewand; etwas von ihr scheint noch Manilius zu empfinden, wenige Germanicus. Die bloße Ansprache eines hohen Gönners bei anderen Dichtern hat damit innerlich nichts gemein.

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