Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

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Anrufungen des Kaisers bei römischen Dichtern. 285

erst dann die beiden Nachahmungen begreifen, die nicht eine beliebig erfundene, geschmacklose Schmeichelei wiederholen, sondern einer religiösen Anschauung Worte geben wollten, die allerdings nicht für jeden beliebigen Herrscher gebildet war. Sie erkennen wir noch bei Statius in dem Gedanken (Silv. IV 1, 43), daß alle Monate nach Domitian heißen müßten, bei Lukan in der Erwartung des Weltfriedens, bei Vergil vielleicht schon in dem Gelöbnis eines allmonatliehen Opfers (Ecl. I 43), wiewohl hier auch andere Anschauungen mitwirken können. Auch in der früher besprochenen Inschrift von Priene (oben S. 178), in dem späteren Sprachgebrauch, den Regierungsantritt eines Herrschers als Beginn eines neuen saeculum zu bezeichnen, endlich in manchen Diehterworten, die den Kaiser als zweiten Gott neben Jupiter stellen, könnte man ein Mitwirken dieser Vorstellungen suchen. Daß auch der dıdäckukoc, wenn er durch die höchste Gottesoffenbarung zum viöc 8eo0 wird, damit in gewissem Sinne nicht ein Gott, sondern der zweite Gott werden kann, brauche ich nach den langen Ausführungen im VU. Kapitel kaum zu wiederholen.

Ich glaubte hierauf eingehen zu müssen, da die Frage, welches Gottesempfinden und welche Vorstellungskomplexe das beginnende Christentum vorfand, was also für den, weleher Christus als deutepoc deöc empfand, notwendige oder naheliegende Folge sein mußte, gar nicht nachdrücklich genug aufgeworfen werden kann. Die Missionspredigt jener Gemeinden des Aiıov oder des ”Av&pwrroc werden wir uns kaum anders vorstellen dürfen, als die christliche war; sie verkündete den Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, erschaffen hat (Apostelgesch. 17,24, vgl.V. 18). Eine Vorstellung mag uns das Krpuyuo Tletpou geben: eic Beöc Ecrıv, Öc Apyxiv TAVTWYV Eoincev Kal TEAOUC EZouciay Eyeı — 6 Aöpatoc, Öc TU mÜüvra Öpd, AXWPNToC, Öc TA TAVTa xwpei, averidenc, v0 TU mavra Emideeran Kal dl Öv Ecriv’ AKatdanToc, Gevaoc, Kpdaproc, Amointoc, Öc TA mavra Emoincev Aöyw duvdnewc auTOD, TAC TYWETIKfc Tpapfic, Toutecrı toD viol.!) Auch hierin schloß das Christentum zunächst an vorhandene Vorbilder an. —

1) Ganz ähnlich Hermas Mand. 11: npWrov ndavrwy micreucov Sri eic ecriv ö Beöc, 6 TÜ mÄvra KTicac Kal Katapricac kal moincac Ek TOD un Övroc eic ro elvaı tü müvra (vgl. S. 22 Gebet IV 1), kai ndvra xwpWv, LöVoc de dxWbpntoc üyv. Daß man dem eic Beöc dabei sogleich noch einen andern Gott zugesellte, hatte sein Gegenbild in der hellenistischen Mystik (vgl. z. B. den Aöyoc TeAcıoc