Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

304 Beigabe IV. Entlehnungen aus Platon.

Beigabe IV.

Entlehnungen aus Platon.

Ich habe über Platons Einwirkung auf die Hermetische Literatur nicht geglaubt ausführlich handeln zu müssen, da sie gerade in den Poimandres-Schriften am schwächsten ist, und da sie sich nur in größerem Zusammenhange darstellen läßt. Die sprachliche Einwirkung wird man kaum hoch genug anschlagen können; hat doch Platon für die gesamte Folgezeit die hieratische Sprache, wie ein Freund sie einmal treffend nannte, geschaffen und schon damit indirekt eine ungeheure Einwirkung geübt.!) Um so schwerer ist es, die direkte richtig abzuschätzen. Denn so wenig die Mehrzahl der Mystiker, welche das Wort &v 10 näv oder &y ta mavra gebrauchen, irgend welche Kenntnis von Heraklit gehabt haben, so wenig bezeugt eine an den Timaios, Phaidon oder den Schluß der Republik anklingende Wendung Kenntnis Platos oder der Platonischen Philosophie.) Aber selbst wo Platon direkt benutzt ist, braucht darum die Lehre nicht aus ihm zu stammen. Wenn z. B. in dem Aöyoc teXeioc bei Lactanz (Inst. IV 6, 4) von dem Urgott, der seinen Sohn, den xöcuoc (?), liebt, gesagt wird: Nracon Te kai mävu EpiänceV bc idıov TöKov, so hat der Verfasser offenbar Tim. 37 d vor Augen: ny&con Te kai euppavßeic. Aber die Vorstellung von dem xöcuoc als aicentöc vioc deoü fanden wir als äeyptische Lehre bei Plutarch, und Philon bestätigt ihr Alter. Es wäre unmethodisch, den Aöyoc teXeıoc als Quelle beider zu betrachten und in vorchristliche Zeit zu versetzen. Dieselbe Schilderung des

'Timaios wirkt auch auf den Poimandres ($ 12); aber sein Verfasser hat Platon sicher nicht selbst vor Augen, sondern entweder eine Hermetische Schilderung von der Entstehung des Logos als des einzigen Gottessohnes oder gar eine niehtägyptische, Platonisch gefärbte Darstellung der Anthroposlehre. Dab auch in den anderen

oder drei Jahrhunderte des Christentums fällt. Daß die Grundformen des hellenistisch-jüdischen Exorzismus von Anfang an ins Christentum übernommen waren, hat freilich die Weiterwirkung des jüdischen Zaubers erleichtert.

1) Auch die Ausgestaltung der Dialogform, die zunächst in Ägypten nationale Anknüpfungspunkte hatte, schließt hauptsächlich wohl an Platon.

2) Den besten Beweis für den im Grunde selbstverständlichen Satz gibt das Martyrium Petri (vgl. S. 2421). Alles, was man hier für bestimmte Philosophen in Anspruch genommen hat, ist einfach Allgemeingut der helle-

nistischen Mystik.

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