Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

34 I. Alter des Poimandres.

des Hirten ihm Gegenstand des Glaubens oder nur literarische Fiktion gewesen ist, wage ich zunächst nicht zu entscheiden; die Schrift steht für uns zu isoliert, um festzustellen, ob das Zurücktreten Christi und die Unklarheit in der Auffassung desselben etwa dadurch zu erklären ist, daß sein heidnisches Gegenbild noch mit übernommen ist. Daß die ganze Fiktion dieser fortlaufenden Offenbarungen und Visionen dieser Annahme günstig wäre, wird sich uns besonders bei der Besprechung des daiuwv apedpoc im VII. Abschnitt zeigen. Die spätägyptische Religion trägt einen im wesentlichen ekstatischen Charakter, und schon in dieser Einleitung sei es gestattet, ein Geschichtchen der unverdienten Vergessenheit zu entreißen, welches in seiner Schlichtheit und Tendenzlosigkeit den Stempel der Wahrheit an sich trägt.!) Es findet sich in den Apophthegmata patrum bei Cotelerius (Eeelesiae graecae monumenta 1 582) und lautet: eimev 6 dßBäc ’OAlumioc, öTı Kateßn TOTE iepeuc TWV “&xAnvwv (der Heiden) eic Zkiitıv kai NAdev eic TO KeAkiov uou Kai ekoıunon. Kai Beacduevoc TV dLaYWYNV TWV UOvaxWwv Acyeı ol oUTWC dIAYOVTEec oVdev Bewpeite napd TW Bew Vuwv; Kai Aeyw aurw' obxi” Kal Acyeı uor 6 IEPEUC' TEWC NUWV iepoupyobvrwv TW dEeW NuWv OVDEV KPUTTEL dP NUWv, AAAA AoKaaunteı Nulv TA UUCTNPIA auToU. KO LHEIC TOCOUTOUC KÖTOUC TIOIOÜVTEC AYPpuTviac NCUXiac Ückiceic AEreic ÖTL OVdEV BEWPODLEV; TTAVTWC OUV, Ei oVdEv Bewpeite, AoyıCUOUC TOVNPOUC EXETE EIC TÜC KAapdiac VuWv TOUC XWpiZovrac ÜUdc ano TOD BeoÜ VuWwv Kai dId TOUTO OUK ATOKAÄUTTETAL Üuiv TU HLCTNPIO aUTOD. Kai AannABov Kal Avnyreiaa Toic Yepoucı TA FruaTa TOD IEpewce Kal Edaluacav Kal EIMAV ÖTI OUTWC Ectiv’ Oi Yüp ÜkdBaproı Aoyıcuoi xwpiZoucı TÖV Beov ano Tod Avßpwrov. Ich gestehe gern, daß mir kaum ein anderes Geschichtehen die Konkurrenz, welche das Christentum wenigstens in Ägypten durchzumachen hatte und von der es natürlich auch beeinflußt wurde“), besser ins Licht zu stellen scheint. Es wäre bei der schnellen und weiten Verbreitung' des ägyptischen Mystizimus durchaus möglich, daß der Verfasser des Hirten die Lehre vom Menschenhirten in Rom kennen

1) Eine weitere Gewähr scheint mir die Schilderung eines fast gemütlichen Verkehrs zwischen Christ und Heide zu bieten.

2) Man vergleiche z. B. die ägyptischen Wundererzählungen mit den Vorschriften der Zauberpapyri, oder die ägyptisch-christlichen Visionen mit ihren ägyptisch-jüdischen Gegenbildern.

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