Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur
VI Vorrede.
wird sich die Einwirkung Ägyptens durch eine solche Berechnung nicht unmittelbar bestimmen lassen; nicht die schriftliche Darstellung allein gibt einer Religion Verbreitung und Bedeutung; aber einflußlos ist sie nie, am wenigsten in diesem Zeitalter. Der eigentümlichen Stellung Ägyptens in der hellenistischen Literatur muß bis zu einem gewissen Grade auch seine Stellung in der Kultur, also auch sein Einfluß auf die Bildung hellenistischer Religionsempfindung entsprechen. Den Beweis dafür gibt die frühchristliche Literatur, die der Philologe eben darum nicht ganz beiseite lassen kann. Hier bietet sich, da es sich um ein Vergleichen zweier gleichzeitiger Literaturen handelt, die Mögliehkeit methodischer Arbeit. Die Sprache und Typologie der christlichen Literatur muß die Spuren hellenistischer Theologie verraten.
Ich habe mich dabei, wo ich irgend konnte, an die rein formale Seite gehalten. Ich müßte nicht Straßburger sein, wenn ich vor der Arbeit unserer wissenschaftlichen Theologie nicht, auch wenn ich an Einzelpunkten widersprechen muß, aufrichtige Hochachtung empfände. Ihr habe ich nur Handlangerdienste tun wollen.
Rat und Auskunft in ägyptologischen Fragen danke ich der unermüdlichen Güte meines Kollegen W. Spiegelberg. Bei der Drucklegung halfen Br. Keil und O. Plasberg, deren weitem Wissen und opferwilligem Eifer ich mehr schulde, als ich im einzelnen angeben kann. Die vollständigen Varianten zu den Hermetischen Fragmenten bei Cyrill steuerte Kollege K. J. Neumann, einzelne Kollationen zu den Texten des Nachtrags Prof. Vitelli in Florenz und Dr. Stefani in Rom, zu Beigabe V A. Dieterich in Heidelberg bei. Durch Literaturnachweise und Auskunft in Einzelfragen haben mich Prof. Fieker und Landauer, Herr Oberbibliothekar Schorbach und Herr Vikar Jacoby verpflichtet. Daß mir trotzdem viel entgangen sein wird, weiß ich. Darüber richte, wer in diesen Fragen die ganze Literatur zu beherrschen glaubt. Daß ich Bücher wie Bolls Sphaera oder Boussets Religion des Judentums im neutestamentlichen Zeitalter nur noch nebenbei benutzten konnte, liegst daran, daß Kap. I—IV und VII schon im Frühjahr 1902 abgeschlossen waren; selbst der Druck hatte schon begonnen. Daß Berthelots viel früher erschienenes Werk La chimie au moyen äge mir erst so spät bekannt wurde, daß ich es nur in den Nachträgen und Berichtigungen benutzen konnte, bedauere ich lebhaft. Als sie hierdurch ungewöhnlichen Umfang gewonnen