Rätearbeit und Nationalversammlungstragödien in Revolutionen : Den Arbeiter, Soldaten und Bauernräten Deutsch - österreichs gewidmet

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löſung verlangten. Fn threm Auftrag ſprachen der Vicomte von Noailles und der Herzog von Aiquillon. Und ſie erklärten in der Nationalverſammlung, daß ſie auf die Feudallaſten verzichten. Herzog Aiquillon ſagte, alle Bürger müßten die Steuern, „ihrem Vermögen entſprechend“, tragen, und über die Feudallaſten verlangte er, daß all dieſe Laſten — die perſönlichen ebenſo wie die anderen — von den Vaſallen, „wenn ſie es wünſchen“, zum dreißtigfachen |Fahresertrag abgelöſt würden. Das löſte allgemeine Begeiſterung aus, und Adelige und Geiſtliche „verzichteten“ der Reihe nah auf die Feudallaſten. Daß Aiquillon die ungeheure Summe des dreißigfachen Fahresertrages gefordert hatte, wurde ganz überhört, Der erſte Artikel, den die Nationalverſammlung in der Nacht des 4. Auguſt beſchloß, lautete daher wohl erlôſend: „Die Nationalverſammlung ſchafft das gange Feudaliveſen ab“; doh ſchon am anderen Tage beſann ſi die ſammlung und in einer Reihe von Beſchlüſſen vom 5., 6., 8.,

und 11. Auguſt ſtellte ſie alles, was es Weſentliches i den Feudalſtaaten gab, EE her, und ſtellte es unter den Schuß der Verſammlung. Die Folge war ein mehrjähriger Bürgerkrieg, in dem die aufſtändi| ſchen Bauern, auf den Beſchluß vom 4. Auguſt geſtüßt, die Leiſtung der ‘Feudallaſten verweigerten, und die Nationalverſammlung gegen ſie Strafgeſetze beſ<hloß und maſſenhaft Bauern niederſchießen und hängen ließ. Ende 1789 und 1790 gibt es ſchon Strafexpeditionen der Gemetindebehörden gegen die aufſtändiſchen Bauern; die Aufrührer werden gehängt. Jm Februar 1790 wird im Feudalaus\uß berichtet, daß der Bauernaufſtand ſih weiter ausdehnt. Jm März und Juni 1790 werden von der Nationalverſammlung drakoniſche Geſetze gegen die Bauern erlaſſen, die die Feudalabgaben nicht zahlen- oder auh nur ihre Abſchaffung predigen. Der Bauernaufſtand gewinnt friſche Krafte. Erſt im Funi 1792, unmittelbar vor dem Tuilerienſturm, und im Auguſt 1792, na< dem Zuſammenbru<h des Königtums, unternimmt die geſeßgebende Nationalverſammlung die erſten entſcheidenden Schritte gegen die Feudallaſten. Endgültig abgeſchafft, ohne Ablöſungsverpflichtung, wurden aber die Feudallaſten erſt im Juni 1793 vom Konvent, nachdem das bewaffnete Volk von Paris am 831. Mai 1793 vor dem Konvent mit Kanonen aufgefahren war und 382 Girondiſten mit Gewaltaus ihm vertrieben hatte. Erſt die fo geſäauberte Nationalverſammlung konnte die notwendige Arbeit leiſten.

Und wie kläglich hatte ſich die geſeßgebende Verſammlung in der Zeit des Tuilerienſturmes benommen! Am 7. Juli 1792, ‘alſo taum einen Monat vex dem Sturz des Königs, hatte die Nationalverſammlung ein m ütig wie eine zweite Kammer ſo auh dice Republik abgeſchworen, Rechte und Linke verbrüderten ſich und ſc<i>ten e eine Deputation an den König mit einer ſervilen Loyalitätsfkundgebung. Und ſchon vorher: Am 20. Juni Fürmie das Volk von Varis die Iuleien, drang durch die Zimmer zum König vor, um von ihm zu verlangen, daß er die Dekrete der Nationalverſammlung ſanktioniere (was er bisher verweigert hatte) und daß er die girondiſtiſhen Miniſter abberufe und dic Prieſter verjage. Jn der Nationalverſammlung verleugneten dann Faktobiner und Girondi î en einmütig die Bewegung, die den Beſchlüſſen der Nationalverſammlung Anerkennung verſchaffen wollte, ‘Marſeille hatte ſchon am 27. Juni in