Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung

30 Sadismus, Masochismus in Kultur u. Erziehung.

heit des jüngeren der Knaben, zu denen meine Jungen geladen waren; wie schade es sei, daß derselbe nicht Tennis spielen kann u. dgl. m. — Keine Reaktion; aber kaum begann ich vom älteren Knaben, einem großen, wohlgebauten Jungen zu reden, als ein fortwährendes Erröten und Unruhe eintraten. Hier fallt mir die Richtigkeit von Dr. Stekels Worten ein: „We die Verdrängung versagt, bricht die Neurose ein“. Ich ließ mir nichts merken, begleitete auch die Jungen nicht zu ihrem Besuch. Am anderen Tage frage ich den älteren Knaben, ob sie sich gut amüsiert haben; er erzählt, es sei sehr lustig gewesen; unter anderem hätte man seinen Bruder an einen Stuhl gebunden und er wäre von den übrigen Knaben stark verhauen worden. — Als ich später mit dem Kleinen allein war, stellte ich ihm dieselbe Frage, wie demÄlteren: es folgte ein kurzer misstrauischer Blick; der Junge verstand es nämlich dermaßen in den Blicken anderer zu lesen, daß die höchste Verstellung oft notwendig war, um auf den Grund der Sache zu kommen. Als Antwort — quasi vollständige Aufrichtigkeit, aber kein Wort vom verprügelt worden sein. — Da geschah es, daß während eines Spazierganges der Ältere sich über den Bruder wegen des Inzidentes lustig machte: nun war kein Verheimlichen mehr möglich, und er begann zu klagen: nicht wahr, es sei nicht hübsch von älteren und stärkeren Jungen einen kleinen Knaben zu schlagen usw.; dabei große Aufregung. Bei der nächsten Einladung schlug ich ihm vor nicht mitzugehen, da man ihn wieder schlagen werde. Aber davon wollte mein Junge nichts wissen und meinte, man werde dieses Mal ein anderes Spiel spielen. Am anderen Tage erzählt mir sein Bruder, man hätte allerlei sehr interessante Spiele gespielt und zuletzt hätte Klaus vorgeschlagen, wieder das Spiel vom vorigen Male zu beginnen, aber ohne ihn zu hauen, was, versteht sich, das Gegenteil bewirkte, und er wiederum seine Tracht Prügel erhalten habe. Mir war nun alles klar, und ich sprach über den Vorfall nicht mehr. — Nach und nach gelang es mir, auf langjährige Erfahrung gestützt, das Vertrauen des kleinen Jungen zu erlangen. Eines Tages, nachdem wir unseren Wohnort gewechselt hatten, erklärt er mir, ich erinnere ihn sehr an den älteren der zwei Jungen, zu denen er geladen war; ich drücke mein Erstaunen aus,