Über den Geist des Zeitalters und die Gewalt der öffentlichen Meinung

ES

Deutſchland, “als Montesquieu in Frankreich die durch den ſchweren Tritt des Despotismus veródete vaterländiſche Erde mit brittiſchem Samen befruchtete.

Dieſer für ſein Zeitalter kühne, tiefblicende Mann, brach für ſein Vaterland und ganz Europa eine neue Bahn. Noch immer war man zu ängſtlich geweſcn, fich von den Grundſätzen des rómiſchen und canoniſchen Rechts zu weit zu entfernen, und zu geneigt, das was bloß Gewohnheit war, für feſten Grund zu nehmen. Das hohe Alter ‘des Erſtern und die faſt allgemeine Autorität des Lettern gaben ihren Beſtimmungen eine Art von Unfehlbarkeit, Die Entſcheidungen des canos niſchen Rechts ſchmeichelten der Macht der Hicra archie, und die Geſeßgebung des Juſtinianiſchen Codex der Willköhr: ein Angriff auf eben dieſe

fúr allgemein gültig angenommenen Grundſäße ſchien alſo ein Majeſtäts-Verbrechen. M

Montesquieu kannte den Geiſt ſeines Zeitalters: er war genothiget, ſich zuweilen in cine * dunkfele Sprache zu hüllen und manchen Sten einen Anſtrich von 2weydeutigteit zu geben ; dennoch aber entwielte er neue Jdeen und Begriffe, zeichnete neue Linien des Rechts und dêr Ufurpas tion ab, wo man bisher in Frankreich und